Empfang in den prunkvollen Sälen des Kremls: "Wladimir Wladimirowitsch Putin", kündigt der Zeremonienmeister an. Goldene Türen werden geöffnet. Das neue Staatsoberhaupt Russlands schlendert über den roten Teppich - vorbei an 1.500 geladenen Gästen. Feierlich legt Putin die Hand auf die russische Verfassung und schwört den Amtseid: Am 7. Mai 2000 übernimmt er von Boris Jelzin das Amt des Präsidenten.
Bis vor kurzem kannten ihn nur wenige Eingeweihte. "Er ist das Produkt des KGB und der Jelzin-Familie", sagt Politologe Stanislaw Belkowski. Putin, der am 7. Oktober 1952 in St. Petersburg geboren wurde, kommt aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater ist Schlosser, seine Mutter Sanitäterin. Er studiert Jura und geht anschließend zum sowjetischen Geheimdienst KGB. Seine Aufgabe ist, die Arbeit von Dissidenten zu behindern. 1985 wird er als sogenannter Kundschafter in die DDR geschickt.
Überraschender Rücktritt Jelzins
Nach dem Ende der Sowjetunion profitiert Putin von seinen guten Verbindungen. Zunächst wird er Vize-Bürgermeister von St. Petersburg, dann übernimmt er den lokalen Wahlkampf zur Wiederwahl von Präsident Jelzin. Kurz darauf holt man ihn nach Moskau. Er arbeitet im Kreml in der Liegenschaftsverwaltung, die sich um Bodenschätze und den gesamten Staatsbesitz kümmert. Innerhalb kürzester Zeit wird Putin ein enger Vertrauter von Präsident Jelzin, der ihn zum Leiter des russischen Geheimdienstes FSB und zum Ministerpräsidenten macht. Am 31. Dezember 1999 erklärt Jelzin überraschend seinen Rücktritt und macht seinen Regierungschef zum Interimspräsidenten. Putin beginnt sofort mit dem Wahlkampf und verkündet in der Neujahrsansprache am 1. Januar 2000 seine Vision vom künftigen Russland: "die Freiheit des Wortes, des Gewissens, unabhängige Medien und das Recht auf Privateigentum". Bei der vorgezogenen Präsidentenwahl am 26. März 2000 wird Putin im ersten Wahlgang mit 52,6 Prozent der Stimmen bestätigt.
Brutaler Krieg in Tschetschenien
Putin macht schnell klar, dass er ein starker Präsident in einem starken Staat sein will. Er sorgt für die Aufrüstung des Militärs und intensiviert den Krieg in der nach Unabhängigkeit strebende Kaukasusregion Tschetschenien. Es wird ein gnadenloser Kampf gegen die Separatisten geführt. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) attestiert seinem Freund Putin dennoch die Haltung eines "lupenreinen Demokraten". Im März 2004 wird Putin mit 71 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Da er laut Verfassung nicht für eine dritte Amtszeit in Folge kandidieren kann, gibt er im Mai 2008 das Präsidentenamt an Dimitri Medwedjew ab. Putin bleibt aber weiterhin ein Machtfaktor: Nach der Amtseinführung Medwedjews wird auf dessen Vorschlag hin Putin mit 87,1 Prozent der Abgeordnetenstimmen der Staatsduma zum Ministerpräsidenten gewählt.
Stand: 07.05.10