Messen kann man am leichtesten mit dem eigenen Körper: so-und-so-viel Schritt ist der Weg lang, oder auch Fuß oder Ellen. Nur hat jeder andre Füße und die Elle, die Unterarmlänge, wird meist vom örtlichen Herrscher bestimmt - zum Ärger der aufgeklärten Bürger. Als die in der französischen Revolution die Macht ergreifen, revolutionieren sie auch das Messen. Nicht mehr der Körper soll die Norm sein, sondern die Erde: Ein Viermillionstel des Erdumfangs sei ein Meter und das Gewicht von einem Liter Wasser sei ein Kilogramm. So beschließt es die Volksversammlung nach langjähriger Arbeit revolutionärer Physiker. Deren Ergebnis wird in einen Stab und einen Zylinder aus Platin gegossen - das erste Urmeter und das erste Urkilogramm.Das Volk ist gar nicht zufrieden. Denn seinen Fuß hat jeder stets bei sich - den Erdumfang eher nicht. Das neue Maß-Gesetz vom 10. Dezember 1799 setzt sich nicht durch, und deshalb schafft es Napoleon Bonaparte gleich wieder ab. Doch die Metrisierung der Welt ist nicht mehr aufzuhalten. 1840 kehrt Frankreich zum Gesetz der Revolution zurück und 1875 wird die Internationale Meterkonvention beschlossen. Sogar die Engländer finden sich auf Dauer mit ihr ab. 1883 werden Urmeter und -kilogramm erneut und exakter in einem Platin-Iridium-Gemisch gegossen und in Sévres bei Paris 15 Meter unter der Erdoberfläche sicher gelagert.
Heute reicht der irdische Maßstab nicht mehr aus: Urmeter und Urkilogramm sind ungenau, dehnen sich wegen geringster Temperaturschwankungen aus oder verlieren an Gewicht, weil ein paar Atome verduften. Seit 1983 gilt deshalb: Ein Meter ist die Länge der Strecke, die das Licht im Vakuum während einer dreihundertmillionstel Sekunde durchläuft. Die exakte Zeitangabe ist noch etwas genauer. Für das Kilogramm suchen die Forscher noch nach einer ähnlich glasklaren Formel. Die Zeit drängt, denn in Sévres schrumpft das Urkilogramm vor sich hin.
Stand: 10.12.04