Ein Historiker beschreibt ihr Gesicht als "einen Pudding mit Schmollmund und traurigen Augen". Ganz im Gegensatz zu diesem äußeren Eindruck ist Isabella I. von Kastilien eine "eiserne Lady" und Gründerin des spanischen Nationalstaats. Als 18-jährige heiratet sie 1469 den Thronfolger Ferdinand von Aragonien - streng geheim. Als sie selbst fünf Jahre später den Thron von Kastilien besteigt, ist mit einem Schlag der größte Teil Spaniens in den Händen des Monarchen-Paares. Isabella, die mächtigere von beiden, ist entschlossen, einen zentralistischen, schlagkräftigen Staat zu errichten. Ihre Wappenzeichen sind ein Bündel Pfeile, eine Kette und ein Joch, ihr Wahlspruch: "Tanto Monta" - alles eins!
Das große Jahr Isabellas wird 1492: Am 2. Januar zieht sie mit Ferdinand in Granada ein. Die letzte muslimische Stadt auf spanischem Boden ist gefallen, die Reconquista (Rückeroberung) abgeschlossen. In den folgenden Jahren müssen sich alle Muslime und Juden taufen lassen oder das Land verlassen. Am 12. Oktober betritt Christopher Columbus den Boden eines unbekannten Erdteils. Die Conquista (Eroberung) Amerikas beginnt - durch einen Admiral in Diensten von Isabella.
Die Inquisition wird zu einem staatlichen Sicherheitsdienst ausgebaut. Er terrorisiert vor allem die zwangsgetauften Juden und Muslime. Durch Ausweisungen verliert Spanien hunderttausende qualifizierte Arbeitskräfte. Zensur und Inquisition schaffen ein Klima von Intoleranz und Konformismus. Historiker sehen in ihrer Politik den Grundstein für den wirtschaftlichen Niedergang Spaniens in der Neuzeit gelegt.
Als Isabella am 26. November 1504 stirbt, ist ihr Land auf dem Weg zu einem Weltreich. Isabella wird später zur Heldin der spanischen Faschisten. Unter dem Diktator Franco stellt Spanien 1953 einen Antrag an den Vatikan, die Königin heilig sprechen zu lassen. Schließlich hatte der spanische Papst Alexander VI. ihr zu Lebzeiten den Ehrentitel "Die Katholische" verliehen. Doch der Heiligsprechungs-Prozess wird 1972 eingestellt. Im März 2002 erneuert die katholische Bischofskonferenz Spaniens den Antrag an Rom.
Stand: 26.11.04