Unternehmen möchten, dass man nur Gutes über sie denkt. Heutige Global Player beschäftigen deshalb ganze Heerscharen von Presse-Referenten, Spin-Doktoren und PR-Beratern, um das positive Image einer Marke zu sichern. In der jungen Bundesrepublik dagegen ist "Public Relations" noch ein exotisches Fremdwort. Als einer der prägendsten Wegbereiter der Öffentlichkeitsarbeit hierzulande gilt Fritz Huschke Sittig Enno Werner Baron von Hanstein, geboren am 3. Januar 1911 in Halle an der Saale. Fast im Alleingang sorgt der schneidige Sohn eines begüterten Husaren-Rittmeisters dafür, dass die kleine Sportwagen-Schmiede Porsche zum weltweit geschätzten Hersteller schnittiger High-Society-Flitzer aufsteigt.
Siegen für die SS
Streng deutsch-national erzogen, strebt von Hanstein zunächst den Dienst im Diplomatischen Corps an. Ab 1930 aber widmet er sich ganz seiner Leidenschaft, dem Automobilsport. Zur Förderung der Rennkarriere lässt sich der elegante wie eloquente Edelmann mit den Nationalsozialisten ein und tritt der SS bei. Als von Hanstein 1938 mit der deutschen Bergmeisterschaft und dem Sieg bei der Mille Miglia 1940 seine größten Triumphe feiert, zieren SS-Runen die Rennwagen des nach eigenem Bekunden unpolitischen braunen Barons. Nach dem Krieg ist das elterliche Gut verloren, der Großgrundbesitzer-Erbe ohne Zukunft. So heuert Huschke von Hanstein 1950 bei der unbekannten Rennwagen-Firma Porsche als Fahrer an. Bald ist er "Mädchen für alles" und wird 1952 offiziell zum Rennleiter und Pressechef ernannt.
Sonntags gewinnen – montags verkaufen
Firmen-Chef Ferry Porsche selbst lehnt "Reklame" als unwürdig ab, doch Huschke von Hanstein zieht von nun an alle Register seines Organisations- und Kommunikationstalents. Als Hans Dampf in allen Boxengassen führt er Porsche von Sieg zu Sieg. Er lädt Journalisten zu Rennen auf der ganzen Welt ein, feiert rauschende Jet-Set-Partys und versteht es, dabei en passant seine Autos an all die Könige, Fürsten und Sportstars zu verkaufen, die der Marke Porsche ein unbezahlbares Flair einbringen. "Win on Sunday, sell on Monday", heißt die Devise. In den 16 Jahren seiner Tätigkeit verbucht von Hanstein als Rennleiter 16.559 Siege und 259 Meisterschaften; die Serienproduktion steigt um das Zehnfache. Doch mit Amtsantritt des neuen Porsche-Technikchefs Ferdinand Piech 1968 endet die Ära des begnadeten PR-Dampfplauderers. Huschke von Hansteins noble Herrenfahrer-Attitüde passt nicht mehr zum coolen, jungen Zeitgeist.
1970 zum Sportpräsidenten des Automobilclubs von Deutschland (AvD) gewählt, stellt von Hanstein seine Popularität nun in den Dienst der Verkehrssicherheit. Den deutschen Rennsport vertritt der Baron bis ins hohe Alter in zahlreichen internationalen Gremien, unter anderem als Sportchef des Internationalen Automobilsportverbandes FIA. Mit 85 Jahren stirbt Huschke von Hanstein am 5. März 1996 nach kurzer Krankheit in Stuttgart.
Stand: 03.01.11