"Flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl": So wünscht sich Adolf Hitler die deutschen Jugendlichen, wie er 1935 in einer Rede auf dem Parteitag in Nürnberg verkündet. Diese Formulierung verwendet er damals nicht zum ersten Mal, so Historiker Arndt Weinrich von der Freien Universität Berlin: Bereits in "Mein Kampf" charakterisiert Hitler auf diese Weise die deutschen "Frontsoldaten" des Ersten Weltkrieges. "Diese Übertragung zeigt, wie sehr soldatische Wert- und Normvorstellungen der Jahre 1914 bis 1918 die Vorbereitung des Krieges der Zukunft bestimmten", schreibt Weinrich im Buch "Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg".
Die Nationalsozialisten wollen sich einen treuen und gehorsamen Nachwuchs für neue Schlachten heranziehen. Damit wird schon früh begonnen. 1922 wird der 17-jährige Gustav Adolf Lenk von Hitler beauftragt, eine Jugendabteilung zu gründen. Als im Jahr darauf der Hitler-Putsch scheitert, wird mit der NSDAP vorübergehend auch ihr "Jugendbund" verboten. Doch schon bald entsteht die Partei neu und am 4. Juli 1926 wird auf dem zweiten Reichsparteitag der NSDAP in Weimar die Wiederbelebung der Jugendsektion beschlossen. Sie heißt nun "Hitler-Jugend" (HJ).
"Alle gehören dem Führer"
1931 ernennt Hitler Baldur von Schirach zum "Reichsjugendführer der NSDAP". Nach der Machtübernahme wird Schirach "Jugendführer des Deutschen Reiches" und steht damit an der Spitze aller Jugendverbände. Die "Hitler-Jugend" umfasst nun mehrere Abteilungen: Die Zehn- bis 14-Jährigen werden in "Jungvolk" und "Jungmädel" organisiert, die 15- bis 18-Jährigen gehören entweder dem "Bund Deutscher Mädel" (BDM) oder der eigentlichen HJ an. "Alle gehören dem Führer und seinem Werk", sagt Schirach 1935 im Braunschweiger Dom. "Ihr sollt nun die junge Garde des Nationalsozialismus sein."
Zunächst werden die Kinder und Jugendlichen mit dem Versprechen von Kameradschaft und Abenteuerromantik zu vormilitärischen Freizeitaktivitäten in Uniform gelockt: Propagandamärsche, Fahrten, "Geländespiele" und "Heimabende". Anfangs ist die Mitgliedschaft formell noch freiwillig, mit dem "Gesetz über die Hitler-Jugend" wird sie im Dezember 1936 zur gesetzlichen Pflicht. Damit wird die gesamte geistige, körperliche und sittliche Erziehung außerhalb von Schule und Elternhaus per Gesetz an die "Hitler-Jugend" übertragen. Ab März 1939 gibt es eine Dienstpflicht in der HJ, die dem Wehrdienst gleichgestellt ist. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg stecken weit über acht Millionen Kinder und Jugendliche in HJ-Uniformen. Sie werden für Kampf und Heldentod gedrillt - und singen: "Wir geloben Hitler Treue bis ins Grab."
Flakhelfer, Panzergrenadiere, Volkssturm
Dann wird aus dem Helden- und Kriegsspiel Realität: Obwohl nach der deutschen Niederlage in Stalingrad 1943 abzusehen ist, dass das "Dritte Reich" untergehen wird, werden die "Hitler-Jungen" noch an die Front geschickt. 15- und 16-Jährige erhalten Gewehre und Panzerfäuste, auch als Flakhelfer werden sie eingesetzt. Aus 16- bis 18-jährigen Hitlerjungen wird eine SS-Panzerdivision gebildet, die den Beinamen "Hitlerjugend" erhält. Die Elite-Einheit umfasst rund 20.000 Freiwillige und ist für ihren fanatischen Kampfeswillen berüchtigt. Im Juni 1944 wird sie in Frankreich an die Invasionsfront geworfen. Dort verblutet die Division bis auf geringe Reste. 1945 werden "Hitler-Jungen" zum letzten Einsatz im "Volkssturm" eingezogen. Viele werden dabei getötet.
Stand: 04.07.2011
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