Der Legende nach reist Steinmetz Marinus im vierten Jahrhundert von Dalmatien, dem heutigen Kroatien, nach Italien. In Rimini will er Hafenarbeiter werden. Doch bald flüchtet er auf den knapp 30 Kilometer entfernten Monte Titano, um sich der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian zu entziehen. Auf dem rund 785 Meter hohen Berg gründet er im Jahr 301 eine kleine christliche Gemeinde.
Die unzugängliche Gegend gehört Donna Felicita, einer zum Christentum bekehrten Patrizierin aus Rimini, die Marinus den Monte Titano schenkt. Im Laufe der Jahrhunderte bildet sich in der Abgeschiedenheit des Berges eine eigene Regierungsform: Es entsteht die erste Republik der Welt. Das Staatsgebiet von San Marino wird von Italien umschlossen und umfasst nur gut 60 Quadratkilometer. Da ist sogar die Stadt Willich am Niederrhein mit rund 67 Quadratkilometer größer.
Keine Lust auf Eroberung
San Marino hat es nie darauf angelegt, sein Territorium auszudehnen. Auch nicht als Napoleon 1797 ein Angebot macht. Er will den San Marinesen einen Zugang zum Meer schenken. Doch sie lehnen ab: Sie wollen sich nicht abhängig machen von einem Geschenk, das später von jemandem wieder zurückgefordert werden könnte.
Regiert wird San Marino seit rund 800 Jahren von zwei Staatsoberhäuptern, den Capitani Reggenti. Nach sechs Monaten übergeben sie ihr Amt jeweils an ihre Nachfolger, immer im April und im Oktober. Die Capitani Reggenti führen nicht nur die Staatsgeschäfte, sondern entscheiden auch über ganz alltägliche Dinge - wie die Beschaffung neuer Uniformen des traditionellen Armbrustschützen-Vereins, dessen Waffen früher ausschließlich zur Verteidigung eingesetzt wurden.
Eigene Fußball-Nationalmannschaft
Seit ihrer Gründung, die jeweils am 3. September gefeiert wird, hat sich die Republik ihre Unabhängigkeit bewahrt. So haben die rund 30.000 Bürger von San Marino neben eigenen Briefmarken auch eine eigene Landesvorwahl - 00378 - und ein eigenes Autokennzeichen: RSM.
Der schuldenfreie Mini-Staat ist Mitglied der Euro-Währungsunion und prägt seine Münzen selbst. Auf der Rückseite des ersten Zweieurostücks ist der Palazzo Publico abgebildet, das Regierungsgebäude. San Marino verfügt auch über eine eigene Fußball-Nationalmannschaft - die allerdings in den letzten 25 Jahren nur ein einziges Spiel gewonnen hat. Die bisher höchste Niederlage hat San Marino 2006 von Deutschland kassiert. Die Partie ging 13 zu null aus.
Stand: 03.09.2011
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