"Er war hochgewachsen und kräftig", berichtet ein Zeitgenosse. Das mag ja noch passen. Aber dann: "Sein Gesicht: mager. Die Wangen: eingefallen. Der Teint fahl. Die Nase: platt und eingedrückt." An seinem Äußeren kann es also nicht gelegen haben, dass man Lorenzo de Medici "Il Magnifico", den Prächtigen, nannte. Eher schon an seiner Herkunft - und daran, was er aus ihr machte. Lorenzo wird am 1. Januar 1449 in die mächtigste Familie von Florenz hineingeboren. Seit drei Generationen haben die zugezogenen Medici aus der Provinz ihr Bankhaus aufgebaut und Filialen über ganz Europa verteilt. Sie verleihen Geld in Genf, Lyon und London - und obwohl die Kirche das Zinsnehmen offiziell verbietet, steht auch der Papst bei den Medici in der Kreide.
Mord im Dom
Lorenzo wird als ältester Sohn früh zum Bankkaufmann ausgebildet, lernt aber auch Griechisch und Latein, dichtet Sonette, musiziert und tanzt. Aber mit der unbeschwerten Jugend ist es früh vorbei: Großvater Cosimo stirbt 1464 und sein Vater, Vater Piero il Gottoso (Peter der Gichtige) folgt ihm wenige Jahre später in die Familiengruft. Mit 20 Jahren muss Lorenzo die Geschäfte übernehmen - und auch die Regierung der Stadt. Denn obwohl es das Amt eigentlich gar nicht gibt, wird der Medici in der Adelsrepublik faktisch als Vorsteher anerkannt. Mit viel Diplomatie und Sponsoring versucht Lorenzo diese Stellung zu erhalten.
Denn es gibt Konkurrenten: Die Adelsfamilie der Pazzi bringt sogar eine Verschwörung zustande, in die auch der Papst eingeweiht ist, dem die Medici allmählich zu mächtig werden. Am 26. April 1478 stechen gedungene Dolchmörder im Dom von Florenz während der Messfeier zu. Sie sind als Kapuzinermönche verkleidet. Giuliano, Lorenzos jüngerer Bruder, wird getötet. Lorenzo selbst entkommt leicht verletzt. Jacopo Pazzi versucht mit dem Schlachtruf "Popolo e libertá" (Volk und Freiheit") einen Aufstand auszulösen. Aber die Losung nimmt ihm keiner ab. Im Gegenteil: Einige der Verschwörer werden vom Volk gelyncht. Die Medici können ihre Herrschaft retten.
Großmäzen der Renaissance
Auch den außenpolitischen Druck vom Kirchenstaat und dem Königreich Neapel kann Lorenzo diplomatisch entschärfen. So blüht in Florenz unter dem Prächtigen die Renaissance-Kunst auf. Lorenzo sponsert Leonardo da Vinci und Michelangelo. Auch dem einst verbannten Florentiner Dichter Dante verschafft er posthum Ansehen.
Aber dann tritt ein Bußprediger mit dunklen Prophezeiungen auf: Der Dominikanermönch Savonarola, sieht Florenz "zu einem Bordell" verkommen. Lorenzo weissagt er den Tod. Und der stirbt tatsächlich im gleichen Jahr, am 8. April 1492. Michelangelo gestaltet das Grabmahl. Savonarola endet auf dem Scheiterhaufen.
Stand: 08.04.07