"Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt", singt Marlene Dietrich während der Dreharbeiten zum "Blauen Engel" in den Filmstudios der Ufa in Potsdam-Babelsberg. Auch die Filmlegenden Zarah Leander, Asta Nielsen und Greta Garbo werden hier auf Zelluloid gebannt: Rund 3.000 Kino- und Fernsehfilme sind seit der Gründung 1911 enstanden, darunter Klassiker wie "Metropolis". "Hollywood in gemütlich" nennt man das Filmstudio Babelsberg in den Zwanziger Jahren, "Honeckers Hollywood", als die Ufa-Nachfolgerin Defa die Studios nach dem Zweiten Weltkrieg weiterführt. Nach der Wiedervereinigung jedoch sind 2.300 Cutter, Regieassistenten und Kostümbildner von Arbeitslosigkeit bedroht. Die Treuhandanstalt übernimmt das Gelände und behandelt es als reine Immobilie. Bis Peter Schiwy als Treuhandbeauftragter auf den Plan tritt. Der ehemalige NDR-Intendant will Babelsberg retten. "Es ging und geht darum, Babelsberg als Stätte deutscher Film- und Fernsehproduktion zu erhalten und weiterzuentwickeln", sagt er 1991.
Am Anfang ein paar Kostüme
Auf dem 40 Hektar großen Gelände siedeln sich nach und nach unzählige Unternehmen an; Stuckateure, Kunstmaler, Ton- und Synchronstudios, Agenturen für Spezialeffekte. Und am 15. August 1991 startet eine ungewöhnliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme: das "Film- und TV-Erlebnis", später umbenannt in "Filmpark Babelsberg". Angefangen hat der Themenpark mit ein paar Kostümen aus dem Fundus, einigen Außendekorationen und einem Film-Schneideraum. Der französische Konzern Vivendi investiert fast 30 Millionen D-Mark, baut einen Vulkan für Stunt-Shows und das Prinz-Eisenherz-Restaurant. Angelehnt an Janoschs Kinderbuch "Oh, wie schön ist Panama" entsteht eine Panama-Welt, durch die Besucher im Boot schippern. 2003 steigt Vivendi aus dem teuren Freizeitparkprojekt aus und Friedhelm Schatz, ursprünglich Herstellungsleiter bei der Bavaria-Filmgesellschaft in München, kauft ihn. Er führt ihn bis heute und blickt auf acht Millionen Besucher seit der Gründung zurück.
Kulissen aus dem Filmstudio von nebenan
In der Saison 2011 lockt der Park mit einer Filmtier-Show, in der Trainer zeigen, wie Tiere zu Schauspielern werden. In der "Blauen Kugel", ehemals ein 360-Grad-Kino, dann Kulisse für Sabine Christiansens Talkshow, greifen die Besucher in einer Kinoshow direkt in die Filmhandlung ein. Auch eine Star-Trek-Ausstellung und das Original-Fantasy-Schiff aus dem Film "Die drei Musketiere 3D" sind zu sehen. Der Film, in Babelsberg mit Schauspielern wie Orlando Bloom, Milla Jovovich und Christoph Waltz gedreht, läuft am 1. September 2011 in Deutschland an. Der Filmpark wird in Zukunft an viele denkwürdige Kulissen gelangen, denn nebenan im Filmstudio Babelsberg erschaffen Regisseure wieder Kino von Weltrang. Quentin Tarantino drehte hier "Inglourious Basterds", Roman Polanski "Der Pianist", Stephen Daldry "Der Vorleser". Doch einen Hollywood-Star zu erblicken, ist nur wenigen Besuchern gegönnt. Die Schauspieler amerikanischer Großproduktionen werden strikt abgeschottet. Dafür geben Serienschauspieler der Seifenoper "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" an jedem letzten Sonntag im Monat eine Autogrammstunde.
Stand: 15.08.2011
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