Der "Teppich von Bayeux" ist eine Art mittelalterlicher Comic. Auf rund 70 Metern erzählt die einzigartige Bilderchronik von der Eroberung Englands durch die Normannen aus Frankreich. Höhepunkt der Szenerie ist die Schlacht bei Hastings, in der der normannische Herzog Wilhelm der Eroberer über seinen Widersacher, den gerade erst gekrönten angelsächsischen König Harald II., siegt.
Auf einem der 58 Einzelbilder ist auch zu sehen, wie Harald lange vor der Schlacht bei einem Besuch in der Normandie Wilhelm die Treue schwört. So soll der "Teppich von Bayeux", den die Normannen in Auftrag gaben, den Überfall der Franzosen auf England legitimieren. Denn durch den Treueeid habe Harald, damals noch Earl of Wessex, die Ansprüche Wilhelms auf den englischen Thron akzeptiert und hätte auf seine Krönung verzichten müssen.
Nach normannischem Vorbild
Geboren wird Wilhelm 1027 oder 1028 im französischen Falaise. Als unehelicher Sohn eines Herzogs wird er zunächst Wilhelm der Bastard genannt. Mitte des 11. Jahrhunderts besucht er den angelsächsischen König Eduard der Bekenner, der seit 1042 in England herrscht. Er hat das Land nach normannischem Vorbild mit einer zentralen Verwaltung strukturiert und wichtige Ämter, von den Angelsachsen argwöhnisch beäugt, mit Normannen besetzt. Bei dem Besuch soll Eduard Wilhelm versprochen haben, sein Nachfolger auf dem Thron zu werden.
Anfang 1066 stirbt Eduard. Er hinterlässt keine Erben. Im Land entbrennt ein bitterer Kampf um den Thron. Zu den Anwärtern gehört auch der zweitmächtigste Mann Englands, der Earl of Wessex, Harold Godwinson, der die anti-normannische Stimmung in Adelskreisen nutzt und sich als Harald II. zum König krönen lässt.
Tod auf dem Schlachtfeld
Das will Wilhelm nicht hinnehmen. Als er im September 1066 mit seinem schlagkräftigen Heer bei Hastings an der englischen Küste landet, muss sich Harald 350 Kilometer entfernt eines Widersachers erwehren.
Am 14. Oktober 1066 besiegt Wilhelms Armee die müden Mannen Haralds in einer erbitterten Schlacht, in der auch Harald stirbt. Anschließend lässt sich Wilhelm zum König krönen und alle wichtigen Posten wieder mit normannischen Gefolgsleuten besetzen. Die angelsächsische Oberschicht wird enteignet, und verfolgt, viele Adlige werden umgebracht.
Schmutzig "swine", gebraten "pork"
Der tiefe Graben zwischen den Angelsachsen und ihren neuen Herren spiegelt sich auch in der Sprache wider. So wird ein Schwein im Stall "swine" genannt, sobald es aber verspeist wird, nach dem Französischen "pork": Die neue Oberschicht verspeist, was die Angelsachsen herangezogen haben. Erst im 14. Jahrhundert wird die Bevölkerung zu einer ethnischen Einheit finden, die nicht mehr zwischen Angelsachsen und Normannen unterscheidet.
Stand: 14.10.2011
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. Oktober 2011 ebenfalls an die Schlacht bei Hastings. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.