Ende des 18. Jahrhunderts ist Boston eine der Hochburgen der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. 1773 kippen hier aufgebrachte Bürger bei der "Boston Tea Party" aus Protest gegen die Teesteuer drei Schiffsladungen Tee ins Meer. Bereits drei Jahre zuvor demonstrieren Bürger gegen neue Steuern.
Der 20-jährige Buchbinder Henry Knox wird Zeuge, wie britische Soldaten den Aufstand niederschlagen wollen. Er packt den kommandierenden Offizier beim Rock und fordert ihn auf, "er solle in Gottes Namen seine Leute zurückpfeifen, denn wenn er feuere, werde er mit seinem Leben dafür einstehen müssen". Trotzdem werden beim "Boston Massacre" fünf Demonstranten erschossen.
Patriot auch gegen das Geschäft
Knox wird 1750 als Sohn armer Einwanderer in Boston geboren. Als der Vater stirbt, muss der Zwölfjährige die Schule verlassen. Die Mutter bringt ihn als Lehrling bei einem Buchbinder unter. Hier eignet sich Knox nicht nur Französisch an, sondern durch die Lektüre militärgeschichtlicher Bücher auch umfangreiche Kenntnisse zur Führung von Armeen.
Mit 21 Jahren eröffnet Knox eine eigene Buchhandlung, die schnell zum beliebten Treffpunkt der Bostoner Intelligenz avanciert. Dabei unterstützt er von Beginn an die Forderung der amerikanischen Kolonien nach Unabhängigkeit.
Engster Vertrauter Washingtons
Bereits mit 18 Jahren hatte sich Knox dem Boston Grenadier Korps angeschlossen. Als George Washington einige Jahre später aus den örtlichen Milizen eine Kontinentalarmee aufbauen will, wird er schnell zum engsten Berater des späteren Präsidenten in Sachen Militärtechnik.
Zu Knox' ersten Aufgaben gehört es, mitten im Winter Kanonen aus dem 360 Kilometer entfernten Fort Ticonderoga zu holen, um Boston von den militärisch überlegenen Briten zu erobern, was tatsächlich trotz fast aussichtsloser Lage gelingt. Dass Großbritannien 1783 die Unabhängigkeit der USA anerkennen muss, ist nicht zuletzt sein Verdienst.
Tod durch gutes Essen
1789 wird Knox erster Kriegsminister der USA – ein Amt, das er neun Jahre lang innehat. Dann zieht er sich aus der Politik zurück, um sich seiner Frau Lucy – und ausschweifenden Banketten – zu widmen. Seine Genusssucht wird dem 140-Kilo-Mann am Ende zum Verhängnis: Er stirbt am 25. Oktober 1806 mit 56 Jahren in Thomaston im US-Bundesstaat Maine an einem verschluckten Hühnerknochen, der seine Magenwand durchbohrt hat.
Stand: 25.10.2011
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