Stichtag

14. November 1961 – Elisabeth Schwarzhaupt wird vereidigt

1961 besetzen mehrere CDU-Frauen das Vorzimmer von Konrad Adenauer. Zuvor hatte der alte und neue Bundeskanzler sein Kabinett vorstellt, und wieder ist trotz seines Wahlversprechens keine einzige Frau dabei. Die CDU-Frauen erklären, nicht eher zu verschwinden, bis Adenauer Zeit für sie hat.

Adenauer muss nachgeben - und lässt sich widerwillig überzeugen. Am 14. November 1961 wird Elisabeth Schwarzhaupt zur ersten Ministerin der Bundesrepublik vereidigt. Da bereits alle Ministerposten besetzt sind, wird für sie eigens ein neues Ministerium geschaffen: das Gesundheitsministerium.

Die "Verlegenheitsbehörde"

Schwarzhaupt wird 1901 geboren. 1933 wird die studierte Juristin wegen ihrer Einstellung zum Rassismus und ihres aufgeklärten Frauenbilds von den Nationalsozialisten als Richterin entlassen. Nach dem 2. Weltkrieg geht sie erst auf hartnäckige Bitten für die CDU in die Politik. 1954 spricht sie als Abgeordnete zum ersten Mal im deutschen Bundestag, um die Rolle der Frau im Eherecht zu stärken.

Als "Verlegenheitsbehörde zur Befriedigung von Frauenwünschen" verspottet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" 1961 das neu geschaffene Gesundheitsministerium: "Angesichts der Überflüssigkeit ihres Ressorts zweifelt in Bonn niemand an der Qualifikation des Fräulein Schwarzhaupt für das hohe Amt."

Doch schon fünf Tage nach ihrer Ernennung steht die Ministerin vor ihrer ersten großen Aufgabe: Der Contergan-Skandal erschüttert die Nation. Wegen mangelnder Kompetenzen sind ihr zu großen Reformen dabei allerdings die Hände gebunden. Trotzdem gelingt es ihr, das Arzneimittelgesetz zu verschärfen.

Krankenversicherung und Lebensmittel

In der Folge sorgt Schwarzhaupt für eine Reform der gesetzlichen Krankenversicherung und die Kennzeichnungspflicht von Fremdstoffen in Lebensmitteln. Und sie ist die Erste, die die Reinhaltung von Luft und Wasser zum politischen Thema macht.

1966 wird Schwarzhaupt in der Großen Koalition von  Kurt Georg Kiesinger (CDU) überraschend durch Käte Strobel (SPD) ersetzt, drei Jahre später scheidet sie aus dem deutschen Bundestages aus. Sie stirbt 1986 in Frankfurt am Main.

Stand: 14.11.2011

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