Stichtag

14. Mai 1962 – Juan Carlos und Sophia heiraten

Diktator Franco ist erbost. Wie einen eigenen Sohn hat er den jungen Bourbonen Juan Carlos betreut, hat ihn in Militärschulen gesteckt und im Falle seines Todes als neuen König Spaniens vorgesehen. Und nun hat Juan Carlos ohne ihn zu informieren seine Verlobung mit der griechischen Prinzessin Sophia bekannt gegeben.

Franco macht religiöse Gründe geltend, um die Hochzeit zu verhindern: Der katholische Prinz könne keine griechisch-orthodoxe Adelige zur Frau nehmen. Doch sein Einwand ist vergebens. Am 14. Mai 1962 geben sich Juan Carlos und Sophia in Athen das Jawort: zunächst in der katholischen Kathedrale, zwei Stunden später in einer griechisch-orthodoxen Kirche.

Allein in London

Juan Carlos und Sophia lernen sich 1954 auf der Yacht "Agamemnon" des griechischen Königs Paul I. in der Ägäis kennen. Ein vergilbtes Foto zeigt den lächelnden 16-Jährigen neben der Prinzessin an der Reeling. Dann verlieren sich beide aus den Augen – bis sie sich sieben Jahre später als Gäste einer Adelshochzeit wiedersehen. Offenbar ist es Liebe auf den zweiten Blick. "Wir waren ohne Eltern  in London", wird sich Sophia später erinnern. "Und dort verlobten wir uns, wenn auch inoffiziell."

Die Hochzeit in Athen ist so prunkvoll, wie es sich die immer noch vom 2. Weltkrieg gebeutelten  Untertanen erhoffen. Fünf Böllerschüsse rufen sieben Königinnen, vier Könige und Dutzende von Prinzen, Herzögen und Grafen zur Feier. 45.000 rote und gelbe Nelken – die spanischen Nationalfarben – schmücken die Kathedrale. Draußen auf der Straße grüßt ein Meer aus  spanischen und griechischen Flaggen das frisch vermählte Paar. Tagelang ist in Athen kein Hummer mehr zu bekommen: Der Hofkoch hat alles für die Feier aufgekauft.

Der König rettet die Demokratie

Nach der Hochzeit soll das Paar außerhalb Spaniens leben, um es dem Einfluss Francos zu entziehen; so jedenfalls plant es der leibliche Vater von Juan Carlos, Don Juan. Aber auch darüber setzt sich der Thronanwärter souverän hinweg. Nach einer ausgiebigen Hochzeitsreise, die die Wogen glättet, zieht das Paar in den "Palacio de la Zarzuela": eine südlich von Madrid gelegene Residenz, die Juan Carlos bereits als Student bewohnt hat. Hier wohnt das Paar bis heute.

Zwischen 1963 und 1968 schenkt ihm Sophia mit Elena, Cristina und Felipe drei Kinder. Im Sommer 1969 wird ihr Mann als Prinz von Spanien vereidigt, nach dem Tod Francos sechs Jahre später dann zum König ausgerufen. Aber er geht anders als vom Diktator gewollt mit seinem Erbe um und führt Spanien in die Demokratie.

1981 verhindert er einen militärischen Putschversuch: Als Oberbefehlshaber des Militärs schickt er die Truppen zurück in die Kaserne. "Die Krone  kann es nicht zulassen, dass irgendwelche Personen durch gewalttätige Handlungen und Einstellungen den  demokratischen Prozess zerstören", sagt er damals in einer Fernsehansprache.

Für sein demokratisches Engagement lieben die Spanier ihren König Juan Carlos I. noch heute – auch wenn seine Auftritte als Schürzen- und Elefantenjäger in letzter Zeit sein Ansehen doch etwas schmälern.

Stand: 14.05.2012

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