Sonntag, 5. August 1962, 4.25 Uhr - bei der West-Los-Angeles-Police trifft ein Anruf ein: Die Schauspielerin Marilyn Monroe ist tot in ihrem Haus in Brentwood gefunden worden. Im Obduktionsbericht heißt es später: "Akute Barbituratvergiftung infolge von Einnahme einer Überdosis - wahrscheinlich Selbstmord." Spekulationen setzen ein: Hat der Hollywood-Star den tödlichen Cocktail vielleicht aus Versehen zu sich genommen? Haben ihre Ärzte gepfuscht? Oder war es gar Mord? Was verband Marilyn mit dem US-Präsidenten John F. Kennedy und seinem Bruder Robert? Wurde sie ihnen lästig? Hat die CIA sie töten lassen - oder die Mafia? Keine der Verschwörungstheorien lässt sich beweisen. Ihr Tod bleibt so rätselhaft wie sie selbst.
Marilyn Monroe hat viele Facetten. Ihr Hunger nach Anerkennung ist so maßlos wie ihr Minderwertigkeitsgefühl: "Mein Problem ist, dass ich mich selbst unter Druck setze. Aber ich möchte nun mal wunderbar sein." Sie wird am 1. Juni 1926 in Los Angeles als Norma Jean Baker unehelich geboren. Sie wächst in Pflegefamilien und im Waisenhaus auf. Als 16-Jährige wird sie mit einem Nachbarsjungen verheiratet. Doch sie hat einen Traum: Sie will nach Hollywood. Zielstrebig arbeitet sie an ihrer Karriere: erst als Cover Girl, dann als Filmsternchen. Dabei verwandelt sie sich vom brünetten Mädchen zum blonden Sex-Symbol - mit Schönheitsoperationen an Nase, Kinn und Zähnen.
Von wegen naive Blondine
Mit der Komödie "Blondinen bevorzugt", in der Marilyn die witzige Parodie einer Sexbombe spielt, wird sie 1953 zur weltweit gefeierten Traumfrau. Respekt bekommt sie für ihre Darstellung allerdings nicht. Das Fox-Studio identifiziert sie mit der naiven Film-Blondine und versucht, sie über den Tisch zu ziehen. Nach weiteren Rollen als blondes Dummchen hat die 29-Jährige genug. Sie geht nach New York, um bei Lee Strasberg Schauspielunterricht zu nehmen, und gründet eine eigene Produktionsfirma. Monroe schafft es, beim Fox-Studio deutlich bessere Konditionen durchzusetzen und dreht mit "Bus Stop" einen ihrer besten Filme.
Privat hingegen läuft es für sie nicht nach Plan: 1954 heiratet sie die Baseball-Legende Joe DiMaggio, 1956 den Dramatiker Arthur Miller. Beide Ehen entwickeln sich zum Albtraum. Auch ungezählte Affären machen sie nicht glücklich. Bei den Dreharbeiten wird sie ständig schwieriger. Sie kommt Stunden zu spät, hat Aussetzer und Zusammenbrüche. Jede Szene lässt die Perfektionistin so lange wiederholen, bis sie damit zufrieden ist. Schlaftabletten, aufgelöst in Champagner, werden ihre ständigen Begleiter: "Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich am Rande des Wahnsinns stehe."
"Genau das brachte sie um"
Nach der Scheidung von Miller im Januar 1961 lässt ihre Psychoanalytikerin sie wegen Depressionen in eine geschlossene Anstalt einweisen - für Monroe ein traumatisches Erlebnis. Obwohl sie in ihren letzten Jahren nahezu täglich Therapeuten aufsucht, scheinen sich ihre Probleme noch zu verstärken. In den Tagen vor ihrem Tod hingegen soll Marilyn voller Optimismus gewesen sein: "Es gibt eine Zukunft, und ich kann es kaum erwarten, an die Arbeit zu gehen."
Ihr Tod mit 36 Jahren ist für die Öffentlichkeit ein Schock. Dass an jenem Sonntag manches vertuscht wurde, ist unumstritten. Trotz mehrerer Anläufe hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen jedoch bisher nicht wieder aufgenommen. Es gibt zu viele dubiose Zeugen, zu viele Lügen und Schauermärchen. Das Rätsel scheint unlösbar. Vielleicht hat Arthur Miller recht: "Sie war Marilyn Monroe - und genau das brachte sie um."
Stand: 05.08.2012
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