In der Schweiz ist der Kabarettist Emil Steinberger schon eine kleine Berühmtheit, als ihn Vertreter des Süddeutschen Rundfunks in einem kleinen Theater in Basel aufsuchen. Sie ermuntern ihn, seine in Schwyzerdeutsch vorgetragenen Stücke ins Hochdeutsche zu übersetzen und in Deutschland aufzuführen. So wird aus Sketchen wie "Stüürformular", "Dä Chinderwage" oder "Mängelehr" "Steuerformular", "Der Kinderwagen" und "Mengenlehre" – wobei Emil für das deutsche Publikum immer ein echter Schweizer bleibt.
Die ersten Aufführungen auf Hochdeutsch seien hart für ihn gewesen, wird sich Steinberger später erinnern - und amüsant auch für ihn. "In Frankfurt ist eine Frau nach der Vorstellung zu mir gekommen und hat gesagt: Herr Steinberger, ich bin ja so stolz, dass ich so gut den Schweizer Dialekt verstehe." So sei es ihm bei vielen Menschen gegangen. "Wehe, wenn sie in die Schweiz kommen, die werden kein Wort verstehen."
Von der Post zur Bühne
Geboren wird Steinberger als Sohn eines Buchhalters am 6. Januar 1933 in Luzern. Ansonsten eher unauffällig, macht er bereits in der Schule durch Clownerien und kleine Theatereinlagen auf sich aufmerksam. Da seine Eltern gegen eine Schauspielkarriere sind, wird Steinberger zunächst Postbeamter. Mit 27 Jahren kündigt er seine Anstellung und absolviert in Luzern eine Grafikerausbildung. Nebenbei widmet er sich seiner eigentlichen Bestimmung: dem Kabarett.
1967 gründet Steinberger in Luzern ein Kleinkunsttheater. Hier erfindet er die Figur des Emil: einen eher spröden, etwas faulen und – vor allem – begriffsstutzigen Zeitgenossen, der dem Publikum in Programmen wie "Geschichten, die das Leben schrieb" oder "E wie Emil" als Pilot, Polizeibeamter, vermeintlicher Feinschmecker oder Zugfahrer den Spiegel vorhält. In Deutschland wird "Emil" durch die Ausstrahlung in der ARD berühmt.
Der "Sit-Up-Comedian"
1977 geht Steinberger mit dem Circus Knie auf eine vielgelobte Tournee, ein Jahr später hat er in dem populären Film "Die Schweizermacher" eine Hauptrolle. In den 80er Jahren ist er ständig auch im deutschen Fernsehen präsent. Aber die permanenten Reisen fordern ihren Tribut: Seine Frau Maya trennt sich von ihm, Steinberger gerät in eine Schaffenskrise.
Weil er etwas Neues machen will, inszeniert er für den ostwestfälischen Kaffeeröster Melitta rund 100 Werbespots – und macht den von ihm erfundenen "Melitta-Mann" Egon Wellenbrink damit zum Kultstar.
1993 geht Steinberger nach New York, wo er sechs Jahre später seine langjährige Freundin, die Kölnerin Niccel Kristuf, heiratet. Kurz darauf kehren sie nach Montreux an den Genfer See zurück, wo das Paar bis heute lebt. Inzwischen steht Steinberger mit dem Programm "Drei Engel" wieder auf der Bühne: als "Sit-Up-Comedian", einer gemütlichen Schweizer Variante des "Stand-Up-Comedian" – bequem im Sessel sitzend.
Stand: 06.01.2013
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