Stichtag

24. März 1973 - "The Dark Side of the Moon" von Pink Floyd veröffentlicht

"Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als wir den ganzen Mix zum ersten Mal komplett abhörten", sagt Pink-Floyd-Gitarrist und -Sänger David Gilmour über das Album "The Dark Side of the Moon". "Wir dachten: Mein Gott, hier haben wir wirklich was Fantastisches hingekriegt." Die LP erscheint am 24. März 1973 und gehört heute mit 50 Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Tonträgern aller Zeiten.

Dass die Platte so berühmt geworden ist, liegt unter anderem an der Art der Produktion. Tontechniker Alan Parsons perfektioniert in den durch die Beatles bekannt gewordenen Londoner Abbey-Road-Studios den Pink-Floyd-Stil: Pop mit Soundcollagen aus Elektronik, Wortfetzen und Alltagsgeräuschen. Manchmal werden dafür Synthesizer eingesetzt, meist aber Tonbandaufnahmen. "Hart arbeiten, um etwas zu erreichen, setzt ungeheure Kräfte frei", so Parsons.

Schuldgefühl gegenüber Gründungsmitglied

Für Roger Waters, Texter und Bassist der britischen Band, ist die Platte allerdings viel mehr als ein technisches Meisterwerk. Er versteht "The Dark Side of the Moon" als Konzeptalbum über anonyme Machtstrukturen, die den Einzelnen und die Gesellschaft in Entfremdung und Wahn treiben können - wenn keine Gegenwehr erfolgt. "Der Mensch muss im Leben Entscheidungen treffen", so Waters, "und diese beeinflussen, ob die Erde ein hellerer oder dunklerer Ort wird." Die sozialkritischen Texte der Songs befassen sich unter anderem mit Geldgier ("Money"), zeitlichen Zwängen ("Time"), Tod ("The Great Gig in the Sky") und der Schicksalshaftigkeit menschlicher Existenz ("Eclipse").

"The Dark Side of the Moon" ist eine Metapher, die Mark Twain geprägt hat für die dunkle Seite der Persönlichkeit. Bei Pink Floyd steht der Albumtitel für den psychischen Absturz eines Gründungsmitglieds der Gruppe: Syd Barrett. Er gilt als Erfinder des britischen Psychedelic-Pop und nennt die Band nach seinen Lieblings-Bluesmusikern Pink Anderson und Floyd Council. Doch gerade als Pink Floyd dank Barretts Ideen Kultstatus erreicht, gerät er 1967 durch eine Überdosis LSD in eine Psychose und wird durch Gilmour ersetzt - ohne Barrett allerdings darüber zu informieren: "Als wir zu einem Auftritt nach Southampton fuhren, haben wir ihn einfach nicht abgeholt", sagt Drummer Nick Mason in einem Interview 2010. "Das war 1968. Sehr lange her, aber wir schämen uns heute noch dafür." Diese Schuldgefühle spiegeln sich offenbar auch im Song "Brain Damage" wieder: "Und wenn deine Band anfängt, andere Stücke zu spielen, treffen wir uns auf der dunklen Seite des Mondes ..."

Berühmte Gesangspassage

Heimlicher Star der Platte ist die damals 22 Jahre alte Sängerin Clare Torry. Sie soll bei "The Great Gig in the Sky" ein Solo singen. Parsons hat Torry eingeladen. Sie möge beim Singen daran denken: In diesem Stück gehe es um den Tod. Ohne jede Probe legt Clare los und liefert für 30 Pfund Honorar eine der berühmtesten Gesangspassagen der Rockgeschichte ab. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Platte ist ihr schwarzes Albumcover: Storm Thorgersons Prisma, das einen weißen Lichtstrahl in alle Regenbogenfarben bricht, sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert.

Nach der Veröffentlichung steigt das Album in den Hitparaden schnell nach oben. Allein in den US-Charts ist "The Dark Side of the Moon" 724 Wochen vertreten. Ab sofort füllt Pink Floyd riesige Stadien. Für jedes Konzert sind nun rund 18 Laster für den Transport der Technik nötig. Bei den Tourneen zu den nächsten Welterfolgen "Wish you were here", "Animals" und "The Wall" brauchen Pink Floyd schon drei Jumbo-Jets.

Stand: 24.03.2013

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