"Die ersten 100.000 Dollar zu verdienen, war hart - aber danach wurde es immer leichter", soll Johann Jakob Astor gesagt haben. Er wird Ende des 18. Jahrhunderts zum ersten Millionär Amerikas. Auf der Forbes-Liste der reichsten Amerikaner rangiert der bislang erfolgreichste deutsche Auswanderer bis heute auf Platz vier: Nur John D. Rockefeller, Cornelius Vanderbilt und Andrew Carnegie sind noch reicher als er gewesen.
Geboren wird Astor am 17. Juli 1763 als Sohn eines Metzgers im nordbadischen Städtchen Walldorf bei Heidelberg. Seine Mutter stirbt, als er ein Jahr alt ist. Johann Jakob wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Für den mittellosen Protestanten gibt es im katholischen Walldorf keine Zukunftsperspektiven. Heinrich, einer seiner beiden Brüder, ist nach Amerika ausgewandert; der andere, George, lebt in London. Astor folgt den beiden: Zunächst reist er in die britische Hauptstadt und lernt von George den Bau von Musikinstrumenten. 1783 schifft er sich in Southampton ein und erreicht bald Amerika. In New York beginnt er, als Laufbursche für einen deutschen Bäcker zu arbeiten. Nebenher importiert er Instrumente von seinem Bruder aus London. Schließlich wird er Pelzhändler und steigt in den Chinahandel ein. Astor verkauft Pelze in Kanton und importiert im Gegenzug Tee und Seide. Von den Gewinnen kauft er in Manhattan Grundstücke und Immobilien.
Mitglied der Freimaurerloge
Auch privat trifft Astor eine sich lohnende Entscheidung: Er heiratet die Tochter seiner Zimmerwirtin: die Amerikanerin Sarah Todd, eine Nachfahrin von schottischen Einwanderern. Ihre Familie ist in New York schon etabliert und hat Verbindungen zu Kaufleuten und Reedern. Anfang 1798 wird John Jacob Astor - wie er sich nun nennt - Bürger der Vereinigten Staaten. Längst ist er als erfolgreicher Geschäftsmann auch gesellschaftlich ganz oben angekommen. Seit Jahren schon ist er Mitglied der Freimaurerloge in New York.
Anfang des 19. Jahrhunderts ist der Wilde Westen noch unbekanntes Land. Doch als im Herbst 1806 die Entdecker Meriwether Lewis und William Clark von ihrer Expedition zum Pazifik zurückkehren, wittert Astor eine Chance für gute Geschäfte. Er will entlang der Lewis- und Clark-Route Handelsstationen für seinen Pelzhandel einrichten. Der Höhepunkt dieses Plans ist eine Station im Pazifik. 1811 wird in seinem Auftrag "Astoria" an der Mündung des Flusses Columbia gegründet, die erst amerikanische Stadt am Pazifik. Seinen Handelsposten verliert Astor während des zweiten amerikanischen Unabhängigkeitskrieges von 1812 wieder. Doch der Verlust ist für ihn zu verkraften: Als 1816 die zweite amerikanische Zentralbank gegründet wird, ist Astor einer der fünf Direktoren.
Erholungsreisen nach Europa
Der permanente Erfolgsdruck setzt Astor mit den Jahren jedoch zu: "Das wird zunehmend zu einem Problem für mich und verursacht eine Anspannung, die ich gerne vermeiden möchte", so Astor. Er geht auf jahrelange Reisen, um sich die Alte Welt anzuschauen: "In Europa kann ich abschalten und mich erholen." Die Geschäfte in Amerika führt derweil sein Sohn William weiter.
In den letzten Lebensjahren zieht sich der Patriarch auf seinen Landsitz "Hell Gate" auf der anderen Seite des East Rivers zurück. Der seit vielen Jahren verwitwete Astor ist gesundheitlich schwer angeschlagen. Er stirbt am 29. März 1848 im Alter von 84 Jahren in New York. Einen Teil seines Erbes vermacht er der Stadt New York für die Gründung einer Bibliothek, die heutige "Public Library". Sein Heimatort Walldorf bekommt 50.000 Dollar für ein Armenhaus. Doch den größten Teil seines Vermögens von rund 20 Millionen Dollar bleibt in der Familie. Zwei seiner Urenkel gründen später das weltberühmte Hotel "Waldorf-Astoria".
Stand: 29.03.2013
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