Er ist vielseitig und erfolgreich: Als Jazzpianist, Big-Band-Leiter und Schlagersänger deckt Paul Kuhn ein breites musikalisches Spektrum ab. Die Begabung des am 12. März 1928 in Wiesbaden geborenen Musikers macht sich schon früh bemerkbar. Bereits als Kind spielt er öffentlich Akkordeon: 1936 tritt er als Achtjähriger während der Berliner Funkausstellung auf und erhält seine erste Gage. Die 50 Reichsmark gibt er an seine Eltern weiter. Die Familie lebt in einer Kellerwohnung. "Mein Vater hatte keinen Beruf erlernt und schlug sich als Friseur und Croupier durch", erinnert sich Kuhn.
Als Zehnjähriger erhält "Paulchen" - wie er auch heute noch genannt wird - ersten Klavierunterricht. Ende der 1930er Jahre besucht er ein Frankfurter Internat mit musischem Schwerpunkt, später studiert er am Wiesbadener Konservatorium. Während des Zweiten Weltkrieges ist Kuhn als Truppenbetreuer im besetzten Frankreich unterwegs. Nach der deutschen Kapitulation spielt der 18-Jährige in amerikanischen Soldaten-Clubs Stücke von Glenn Miller und Count Basie. Das verschafft ihm ein Engagement beim US-Soldatensender AFN, der die Konzerte seiner Combo zwei Mal pro Woche überträgt. Kuhn tritt auch auf zahlreichen Jazz-Festivals auf.
Erfolg mit "Es gibt kein Bier auf Hawaii"
In den 1950er Jahren wird Kuhn als Komponist und Arrangeur einer der meistgefragten Unterhaltungsmusiker. Einen Namen macht er sich auch als Schlagersänger mit Titeln wie "Die Farbe der Liebe", "Der Mann am Klavier" und "Es gibt kein Bier auf Hawaii". Auf dem Bildschirm ist er bald mehrmals die Woche zu sehen: Er moderiert, tanzt, singt und spielt. "Seine Show 'Pauls Party' war eine epochemachende Late-Night-Show, die alle möglichen musikalischen Genres zusammenführte, eine Mischung aus intimer Studioproduktion und großem Konzert", sagt Musikerkollege Götz Alsmann.
1968 übernimmt Kuhn das Tanzorchester des SFB, das er zur swingenden Big-Band umformt. Die Musiker machen zahlreiche Auslandstourneen und treten unter anderem in Los Angeles, Moskau, Montreux sowie in Tunis auf. 1980 bricht Kuhns Karriere unerwartet ein: Der SFB löst unter Hinweis auf die enormen Kosten die Big-Band auf. Kuhn ist mit 52 Jahren plötzlich arbeitslos. Parallel dazu kündigt ihm seine Plattenfirma den mehr als 25 Jahre alten Vertrag. Kuhn zieht von Berlin nach Köln und macht - auch privat - einen Neuanfang. Er heiratet Ute Hellermann, die seine dritte Ehefrau wird, und geht mit ihrer Gesangstruppe "Ute-Mann-Singers" und anderen Musikern unter dem Namen "Paul-Kuhn-Big-Band" wieder auf Tour.
Rückkehr zu den musikalischen Wurzeln
Im November 1994 gerät Kuhn in die Schlagzeilen, als er und seine Frau wegen Steuerhinterziehung zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt werden. Ende der 1990er Jahre kommt er musikalisch wieder da an, wo er als 18-Jähriger begonnen hat: beim improvisierten Jazz seiner Vorbilder George Shearing, Teddy Wilson und Quincy Jones. Immer wieder tritt er mit seinem Trio - einem Bassisten und einem Schlagzeuger - in kleinen Clubs auf. Erfolgreich sind auch Kuhns Auftritte mit zwei anderen Swing-Legenden: Hugo Strasser und Max Greger.
2005 übersteht Kuhn eine komplizierte Herzoperation. Ihm werden drei Bypässe gelegt und eine Herzklappe ersetzt. Seit einigen Jahren leidet er an grünem Star und ist auf einem Auge fast blind. Trotzdem gibt Kuhn, der seinen Hauptwohnsitz seit Jahren in Lenzerheide in der Schweiz hat, immer noch Konzerte: "Ich mache weiter, bis der liebe Gott mir beim Klavierspielen auf die Finger klopft und sagt: 'Jetzt reicht's!'"
Stand: 12.03.2013
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