Seinen zuckenden Bewegungen auf der Bühne wirken ungelenk, aber seine raue Stimme überzeugt: Joe Cocker gehört zu den Stars der Musikgeschichte. Der weiße Bluessänger, wie er sich nennt, wird am 20. Mai 1944 in der nordenglischen Industriestadt Sheffield geboren. Als Teenager entdeckt er seine Liebe für schwarze Musik. Sein Vorbild wird der amerikanische Musiker Ray Charles. "Als Ray diesen Song 'I believe to my soul' sang, erkannte ich, dass es mehr gibt als Rock'n Roll mit Schreien und Kreischen", sagt Cocker rückblickend. "Ray machte mich mit einem anderen Sound vertraut."
Mit Erfolg: "Als ich Joe Cocker zum ersten Mal gehört habe, fiel mir sofort dieses Gefühl in seiner Stimme auf", so Ray Charles, "er hat ein bisschen von meinem Sound übernommen, hat ihn zu seinem gemacht, und das gefällt mir."
Durchbruch mit Beatles-Song
Als Cocker im Sommer 1963 seine erste halb professionelle Gruppe "Vance Arnold & The Avengers" gründet, hat er seinen Job als Installateur längst aufgegeben. Zunächst tritt er vor allem in den Pubs seiner Heimatstadt auf, dann kommt 1968 der Durchbruch: Mit seiner Interpretation des Beatles-Songs "With a little help from my friends" erreicht Cocker zunächst Platz Eins der englischen Charts. Ein Jahr später setzt er sich mit seiner Teilnahme am "Woodstock"-Festival auch in den USA durch. "Wir brauchten eine Zeit lang, bis sie uns zuhörten, aber dann hatten wir sie", erinnert sich Cocker später.
In den 1970er Jahren ist Cocker ständig auf Tour - in Amerika, Australien und Europa. Er lässt sich dabei auf Verträge ein, die nur anderen Geld einbringen. Außerdem konsumiert er Unmengen von Alkohol und anderen Drogen. Schließlich landet er wieder bei seinen Eltern in Sheffield - körperlich und geistig völlig am Ende. "Wir waren zu hoch geflogen - als ob uns ein Raumschiff zur Venus oder so entführt hätte", so Cocker. "Danach brach ich zusammen, ich war total ausgepumpt und habe für lange Zeit meine Motivation verloren."
Tomaten züchten in Colorado
Er in den 1980er Jahren findet er sie wieder. Das Album "Sheffield Steel" (1982) bringt ihn wieder an die Spitzen der Hitparaden. Er singt Duette, macht Filmmusik - und spielt vor allem Cover-Songs ein: "Ich war nie ein guter Schreiber", sagt Cocker. "Also habe ich gute Songs gecovert. Es ist wie ein Bild, das man neu malt. Ich versuche es einfach zu verändern, bis es zu meinem eigenen Stil wird."
Stabilität in Cockers Leben bringt Pam Baker, eine Erzieherin. Das Paar heiratet 1987 und zieht von Los Angeles in den US-Bundesstaat Colorado, wo er in Crawford eine Ranch gekauft hat. Cocker züchtet Tomaten, gründet ein Kinderhilfswerk und steht weiterhin auf der Bühne - zappelnd und zuckend: "Ich mache das, weil ich weder Gitarre noch Klavier spielen kann", erklärt er. "Anfangs dachten die Leute, ich hätte so eine Art spastische Anfälle, es hat sie genervt. Aber ich kann's nicht lassen - das bin einfach ich."
Stand: 20.05.2014
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