Quatscht er in den nächsten Song rein oder nicht?! Eine Frage, die in den 1970er Jahren besonders junge Radiohörer bewegt. Jeden Mittwochabend sitzen sie mit ihrem Kassettenrekorder vor dem Radio und drücken die Aufnahmetasten, wenn Mal Sondock seine "Diskothek im WDR" moderiert. Eine solche Sendung hat es bis dahin im deutschen Hörfunk noch nicht gegeben: Live präsentiert der US-Musikexperte mit dem typischen Akzent die musikalischen Neuheiten. Beim Spiel "Hit oder Niete" entscheidet das geladene Publikum über das Potenzial der Lieder.
Später verteidigt sich Sondock, er habe neue Songs immer durchgespielt: "Nur bei Sachen, die zwei-, dreimal liefen, hab ich reingesprochen - und das nur, um das Tempo dieser Sendung zu halten, das hatte ich in Amerika gelernt."
Urlaubsvertretung von Chris Howland
Der am 4. Juli 1934 in Texas geborene Mal Sondock startet seine Karriere als Student: Der 17-Jährige beginnt arbeitet als Discjockey (DJ) bei einem Lokalsender in Omaha. Als er zur Army eingezogen wird, landet Sondock auf Umwegen in München, wo er in den 1950er Jahren beim US-Soldatensender "American Forces Network" (AFN) moderiert. Nebenbei beginnt er, bei Veranstaltungen Platten aufzulegen - mit Erfolg. "Ich war der Erste in Europa, der in der Öffentlichkeit Tonträger mit Musik zum Tanzen gespielt hat", sagt Sondock später. "Man nennt mich auch den Papa der Diskothek." Er nimmt auch selbst Schlager auf und wirkt in einigen Filmen mit.
1960 wechselt Sondock zum WDR - zunächst als Urlaubsvertretung von Chris Howland alias Mr. Pumpernickel, der damals "Nachmittagsmelodien" präsentiert. 1967 übernimmt Sondock die Sendung "Diskotheken-Bummel", die per Übertragungswagen aus verschiedenen Diskotheken live ausgestrahlt wird. Darauf moderiert er die Sendungen "Diskothek im WDR" und "Mal Sondocks Hitparade".
Erfolg durch Fleiß
Immer wieder streut Sondock selbstironische Jingles ein: "Weil er Deutsch nicht reden kann, schleppt er noch mehr Platten an." Er legt aber Wert darauf, dass sein Erfolg nicht nur auf der "komischen Aussprache" basiert: "Ich glaub, es war einfach Fleiß." Er habe für eine oder zwei Sendestunden sechs Tage die Woche vier bis fünf Stunden gearbeitet und Musiktitel abgehört. Immer wieder habe er die Plattenfirmen gedrängt, ihn mit den neusten britischen und amerikanischen Charthits früher als andere Radiostationen zu bedienen.
1984 endet die Zusammenarbeit mit dem WDR. Sondock passe nicht mehr in die neue Programmplanung, heißt es. Der Moderator wird Multimedia-Unternehmer und hat zeitweise zehn Angestellte. Er will "erst drei Tage nach meiner Beerdigung in Rente gehen." Wegen Rückenproblemen erkrankt er allerdings 2007 und muss beruflich zurückstecken. Mal Sondock stirbt am 9. Juni 2009 im Alter von 74 Jahren in Köln.
Stand: 09.06.2014
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