"Ich habe den Charme einer luftgetrockneten Mettwurst", sagt Eberhard Feik über sich. Viele Fernsehzuschauer mögen seine entwaffnend offene Art. In den Besetzungslisten steht der Schauspieler allerdings nur selten an erster Stelle. Er ist der Mann neben den Stars. Bekannt wird Feik durch die Schimanski-"Tatorte". In 29 Folgen spielt er zwischen 1981 und 1991 den korrekten, ehrlichen und diensteifrigen Duisburger Kommissar Christian Thanner. Wenn sein Kollege Horst Schimanski alias Götz George Chaos anrichtet, kann er aber schon mal aus der Haut fahren - wie in der Folge "Einzelhaft" von 1988: "Mich kotzt das an, der ganze Laden hier: Nutten, Zuhälter, Verrückte, Getue, Geschrei. Ich will Ordnung und Ruhe!"
16 Jahre als Theaterschauspieler
Geboren wird Eberhard Feik am 23. November 1943 in Chemnitz als Sohn einer Postbeamtin und eines Maschinenbauingenieurs. Das Jüngste von fünf Geschwistern wächst in der Nähe von Köln auf. "Meine Mutter wollte immer, dass ich Fernsehansager bei WDR werde", erinnert sich Feik später. Zumindest soll er nach dem Abitur etwas Solides lernen. "Meine Eltern haben darauf bestanden, dass ich noch ein Studium mache." Zunächst will er Lehrer werden und studiert Deutsch und Englisch. Nebenbei spielt er beim Studententheater mit. Die Bühne fasziniert ihn so, dass er kurz vor dem Examen sein Studium abbricht. Unterstützt wird er in seiner Entscheidung von seiner Ehefrau Anneli, die ihm Stabilität gibt. Ohne sie würde sein Leben wohl anders verlaufen: "Ich wäre längst drogensüchtig oder alkoholabhängig oder hätte 1.000 Frauen gehabt."
16 Jahre lang spielt Feik in Krefeld, Stuttgart, Frankfurt am Main und an der Berliner Schaubühne. Als er 1979 das Ensemble verlässt, zieht er in ein Dorf in der Nähe von Freiburg. Zunächst ist er fünf Monate arbeitslos, dass entdeckt ihn die Filmproduktionsfirma Bavaria für den "Tatort". Es folgt eine zehnjährige Zusammenarbeit. Daneben ist Feik in den 1980er Jahren an kleineren Bühnen als Regisseur tätig und inszeniert vor allem Stücke von Friedrich Schiller. Selbst wird er Spezialist für gute Nebenrollen. Als Hauptdarsteller hat er hingegen wenig Glück: "Ich habe die große Ehre, den größten Flop des WDRs gespielt zu haben", sagt Feik selbstironisch über die 1989 produzierte Serie "Baldur Blauzahn". "Das bin ich gewesen in 13 Folgen, die eine Sehbeteiligung unter einem Prozent hatte. Das ist eine Leistung!"
Herzinfarkt stoppt Lebenswandel
Feik lebt rastlos. "Ich habe sämtlichen Stress auf mich genommen, den man sich nur auf den Leib ziehen kann, freiwillig", sagt er und spricht rückblickend von "geplantem Selbstmord". Er habe maßlos geraucht, wenig geschlafen und sei jährlich 100.000 Kilometer Autobahn gefahren. Im Oktober 1987 stößt er an seine körperlichen Grenzen: Bei den Dreharbeiten zur "Tatort"-Folge "Einzelhaft" hat er einen Herzinfarkt. Nach Bypass-Operationen und tagelangem Koma krempelt Feik sein Leben um. Er nimmt 20 Kilogramm ab, hört auf zu rauchen und beschäftigt sich mit tibetischem Buddhismus. Während der Rehabilitation habe er ein Buch des Dalai Lamas gelesen und dabei viel über Eigenverantwortlichkeit gelernt.
Um sich fit zu halten, fährt Feik täglich mindestens 30 Kilometer mit seinem Mountainbike. Sieben Jahre nach seinem ersten Infarkt ist er am 18. Oktober 1994 wieder mit dem Fahrrad unterwegs. In der Nähe seines Hauses im schwäbischen Oberried trifft der 50-Jährige einen Nachbarn. Während die beiden miteinander reden, bricht Feik tot zusammen. Für seine Grabrede hat er sich den Satz gewünscht: "Wir sehen uns wieder." Es gebe eine Fortsetzung: "Das, was in einem Leben passiert ist, das kann ja nicht mit dem physischen Tod zu Ende sein."
Stand: 18.10.2014
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