Was dachten Sie, als Sie von Ihrer Auszeichnung gehört haben?
Ina Ruck: Ich war – ganz ehrlich – wie vom Donner gerührt, als ich von der Ehrung erfahren habe. Ich hätte nie mit diesem Preis gerechnet. Immerhin bin ich doch seit fast einem Jahr aus dem Korrespondentengeschäft in den WDR zurückgekehrt und seitdem nur noch sporadisch in Russland und der Ukraine unterwegs. Nach dem ersten Schreck habe ich mich sehr gefreut. Was für eine Ehre!
Sie wurden für Ihre Leistung als Auslandskorrespondentin geehrt. Was ist denn für Sie das Besondere an dieser Tätigkeit?
Ruck: Besonders freue ich mich natürlich auch, dass gleich zwei langjährige Auslandskorrespondenten diese Auszeichnung bekommen. Dietmar Ossenberg ist ja noch viel länger in der Welt unterwegs als ich. Die Auslandsberichterstattung ist – aller Kritik zum Trotz – einer der größten Vorzüge unseres öffentlich-rechtlichen Systems. Kaum ein anderes Land leistet sich Ähnliches – auch nicht Russland oder die USA. Wer länger in einem der beiden Länder lebt, weiß, wovon ich rede. Berichterstattung über andere Teile der Welt findet dort nur sehr eingeschränkt statt. Und Sendungen wie "Weltspiegel", "Auslandsjournal" oder ausführliche Auslandsberichterstattung in den Hauptnachrichten gibt es gar nicht.
Gerade im Ukraine-Konflikt müssen Sie sich immer wieder auch sehr unsachliche Kritik gefallen lassen. Ist es das wert?
Ruck: In einer Zeit in der sich vor allem die Russlandkorrespondenten – und bei weitem nicht nur die der öffentlich-rechtlichen Sender, sondern alle Russlandkorrespondenten deutscher Medien (und auch anderer westlicher Länder) – einer Kampagne von Beschimpfungen ausgesetzt sehen, freue ich mich natürlich besonders über den Preis. Ich sehe das als Ehrung, die ich stellvertretend auch für all die anderen Kolleginnen und Kollegen bekomme, die aus Russland und der Ukraine berichten.
Und natürlich "ist es das wert". Je aggressiver die Kritik, desto wichtiger ist es, einen kühlen Kopf zu behalten und mit Fakten gegenzuhalten. Damit wir uns nicht missverstehen: Ich meine nicht die ehrliche, ernstgemeinte Kritik, die es selbstverständlich auch gibt. Und natürlich gibt es mal Fehler in der Berichterstattung – ärgerlich, aber nicht immer vermeidbar. Mir geht es aber um die kampagnenartig vorgebrachten Anschuldigungen – oft so abstrus, dass man sich wundert, wie sie überhaupt verfangen können.
Gegenhalten kann man da nur mit klassischem, solidem Journalismus: eigene Eindrücke sammeln, selbst vor Ort sein, Leute befragen, ehrlich berichten. Und analysieren – aufgrund von Fakten und Hintergrundwissen. Das ist mühsam und altmodisch, das schafft einem nicht immer Freunde, aber es ist der einzige Weg.