Die freie Autorin Martina Keller hat den Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“ des EbM-Netzwerks gewonnen. Ihr Hörfunkbeitrag „Übertherapie am Lebensende“ (Redaktion: Dorothea Runge, WDR), der erstmals am 24. Februar 2019 im WDR 5 gesendet wurde, überzeugte die Jury, weil er die Emotionalität des Themas zulasse und trotzdem sachlich auf die Hintergründe eingehe.
Es geht um ein Thema, mit dem sich jede Familie auseinandersetzen muss: Warum ist es am Lebensende so schwer, das Richtige zu tun? Wann schadet eine Behandlung mehr als sie nutzt? Oft erfahren Patient*innen ohne Aussicht auf Genesung eine sogenannte Überbehandlung, selbst Patientenverfügungen schützen davor in vielen Fällen nicht. Sterbende, deren Organe kaum noch arbeiten, werden mit einer Blutwäsche gequält oder Schwerstdemenzkranke bekommen eine Magensonde, obwohl ihnen das vor allem Komplikationen einbringt.
Martina Keller hat mit Angehörigen gesprochen, die manchmal ohnmächtig und tief verunsichert mit ansehen mussten, wie Ärzte doch noch Chemotherapie, Beatmung und andere Behandlungen fortsetzten, zum Teil gegen den in einer vorhandenen Patientenverfügung zum Ausdruck gebrachten Willen.
Die Autorin arbeitet als freie Journalistin in Hamburg zu Themen aus Medizin und Wissenschaft und ist Autorin für Radiofeatures der ARD, für Printmedien wie DIE ZEIT, Geo oder Der Spiegel. 2012 gehörte sie einem Team des „International Consortium of Investigative Journalists“ an, das die Verflechtungen des internationalen Leichenhandels recherchierte. 2010 erhielt sie den Feature-Preis der Stiftung Radio Basel, 2011 den Pater-Hans-Hofschneider Recherchepreis, 2012 den Georg von Holtzbrinck Preis für Wissenschaftsjournalismus in der Kategorie Text.
Der Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“ wird seit 2009 durch das EbM-Netzwerk verliehen. Der Preis würdigt journalistische Arbeiten aus dem Print-, TV-, Hörfunk- und Onlinebereich, die die Prinzipien, Anforderungen oder Konsequenzen der evidenzbasierten Medizin umfassend, verständlich und interessant darstellen. Das Netzwerk wurde im Jahr 2000 gegründet, um Konzepte und Methoden einer evidenzbasierten und patientenorientierten Medizin in Praxis, Lehre und Forschung zu verbreiten und weiter zu entwickeln. Die diesjährige Preisverleihung fand am 14. Februar im Rahmen der 21. Jahrestagung des EbM-Netzwerks in Basel statt.