Der britische Dokumentarfilmer Phil Grabsky ist am 28. Oktober 2021 in Köln mit dem phoenix Preis für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet worden. Grabsky erhielt die Auszeichnung für seine Kino-Dokumentation "My Childhood, My Country: 20 Years in Afghanistan" ("Aufgewachsen in Afghanistan – 20 Jahre ohne Frieden"), die er gemeinsam mit Shoaib Sharifi gedreht hat. Der Film ist der dritte Teil einer Langzeitbeobachtung über das Aufwachsen des jungen Afghanen Mir Hussein über insgesamt 20 Jahre."Phil Grabskys Film vermittelt uns ein tieferes Verständnis für dieses geopolitische Drama. Er veranschaulicht, dass die alltägliche Realität immer viel komplexer ist als kurzlebige Schlagzeilen", sagte Michaela Kolster, phoenix-Programmgeschäftsführerin in ihrer Laudatio. "Und wenn in diesem Winter oder im Anschluss an eine aktuelle Debatte über humanitäre Hilfe und Lebensmittellieferungen für Afghanistan entschieden wird, wird man wahrscheinlich mit einem tieferen Verständnis und auch mit großer Empathie an Mir, seine Familie und die einfachen Menschen dort denken."
Der Film, den Seventh Art Productions gemeinsam mit dem WDR in Zusammenarbeit mit ARTE produziert hat, zeigt eine Langzeitbeobachtung des afghanischen Jungen Mir von 2001 bis heute. So entstanden vorab bereits die ersten beiden Teile "The Boy Who Plays on the Buddhas of Bamiyan" (2004) und "The Boy Mir" (2011) – ebenfalls zusammen mit dem WDR.
Reales Epos über das Erwachsenwerden im Krieg
Der Dokumentarfilm erzählt Mirs persönliche Geschichte. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der noch nie erlebt hat, wie es ist, in Frieden zu leben. Als die Filmemacher ihn kennenlernen, ist Mir sieben Jahre alt. Es ist die Zeit kurz nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen. Mir lebt in einer Höhle zwischen den Ruinen der Buddhas von Bamiyan. Der Film verfolgt seinen Weg von da an über zwei Jahrzehnte – bis zur erneuten Machtübernahme durch die Taliban im August 2021. Diese erlebt Mir als junger Kameramann in Kabul.
Der Film ergänzt Mirs persönliche Erlebnisse durch die ernüchternden Kommentare von Soldaten, Politikern und Journalisten.
"Ich bin von Natur aus neugierig", sagt Phil Grabsky. Dazu kommen Ausdauer, Gründlichkeit und Produktivität sowie die Bereitschaft, sich in Krisengebiete zu begeben und das dortige Leben zu dokumentieren. So drehte Grabsky unter anderem auch "Escape from Luanda" (2007) und "Heavy Water: A film for Chernobyl" (ebenfalls 2007).
"Unser Afghanistan-Film von Phil Grabsky war ein Mammutprojekt mit einem zeitlichen Bogen von 20 Jahren, wie es in dieser Form wohl nur ein öffentlich-rechtlicher Sender stemmen kann. Wir sehen den Preis auch als Auszeichnung für den langen Atem, der dafür nötig war", so die WDR-Redakteurin Jutta Krug.
Der Film wird in den nächsten Wochen zunächst in Kinos zu sehen sein.