Im Jahr 2023 erhielten Frauen in Deutschland durchschnittlich 18 Prozent weniger Lohn pro Stunde als Männer, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Equal Pay Days am Mittwoch berichtet. Während Männer einen Bruttostundenverdienst von 25,30 Euro erzielten, verdienten Frauen im Durchschnitt 20,84 Euro pro Stunde – ein Unterschied von 4,46 Euro.
Ab 30 steigt der Unterschied
Forschende vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) konnten jetzt zeigen, dass dieser sogenannte Gender Pay Gap vor allem ab dem Alter von 30 steigt. Während bei den 25- bis 30-Jährigen die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen noch bei etwa neun Prozent liegt, steigt sie danach auf 28 Prozent. Die Forschenden führen das darauf zurück, dass Frauen im Schnitt mit 30 Jahren ihr erstes Kind bekommen.
Teilzeitquote bei Frauen nimmt ab 30 zu
Einer der Gründe: Während Männer nach der Geburt der Kinder weiter in Vollzeit arbeiten, gehen viele Frauen in Teilzeit - und verdienen dadurch deutlich weniger Geld, da Teilzeitarbeit im Schnitt pro Stunde schlechter bezahlt wird. Weil Teilzeitbeschäftigte außerdem seltener Führungspositionen bekleiden, bleiben die durchschnittlichen Löhne von Frauen zwischen 30 und 50 nahezu konstant, wohingegen sie bei Männern im Laufe der Zeit immer weiter steigen. Die Teilzeitbeschäftigung geht dabei häufig mit unbezahlter Care-Arbeit einher.
Weil es die Teilzeitbeschäftigung nicht berücksichtigt, gibt es Kritik an der Berechnung des Gender Pay Gap. Es werde kaschiert, dass viele Frauen in Teilzeit arbeiten und deswegen weniger verdienten. Es gebe also keine strukturelle Diskriminierung, so die Kritiker. Und tatsächlich: Rechnet man die Teilzeitquote heraus, so sinkt der Gender Pay Gap.
Frauen, die ähnliche Qualifikationen, Jobs und Arbeitshistorien wie Männer haben, verdienen allerdings durchschnittlich trotzdem sechs Prozent weniger pro Stunde als Männer. Für die Forschenden vom DIW liegt genau hier das Problem.
Mehr Unterstützung in der Kinderbetreuung
Ihre Analyse: Frauen gehen in Teilzeit, weil gesellschaftlich immer noch erwartet wird, dass sie den größten Teil der Care-Arbeit übernehmen - also der Kinderbetreuung, der Arbeit im Haushalt und der Pflege von Angehörigen. Dadurch würden Frauen in der Arbeitswelt benachteiligt.
Die Forschenden fordern politische Anreize zur Förderung einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Beispiele könnten neue Arbeitszeitmodelle sein wie "Top-Sharing", also das Aufteilen einer Führungsposition auf zwei Teilzeitkräfte, sowie eine Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeldbezug. Auch der Ausbau von Betreuungsplätzen oder Maßnahmen, die den Erwerbsumfang von Männern und Frauen angleichen, wären laut DIW hilfreich.