Es war ein drastischer Schritt: Der Wolfgangsee nahe der Ortschaft Madfeld im Sauerland wurde Ende 2017 komplett zugekippt. Der Grund: In dem Gewässer waren Signalkrebse entdeckt worden, eine Art aus Nordamerika, Überträgerin der Krebspest.
Der kleine See liegt im Einzugsbereich der Aabachtalsperre, in der rund eine halbe Million der heimischen Edelkrebse leben, das größte Vorkommen in NRW. Wäre auch nur ein einziger infizierter Signalkrebs in die Talsperre gelangt, wäre das sehr wahrscheinlich der Tod sämtlicher Edelkrebse gewesen.
Krebse aus Nordamerika, Krabbe aus Asien
Sechs Arten von Flusskrebsen aus Nordamerika und eine Krabbenart aus Asien machen sich in unseren Gewässern breit. Sie übertragen alle die Krebspest. Die Pilzerkrankung kann ihnen selbst kaum etwas anhaben, ist aber für die einheimischen Arten Edelkrebs und Steinkrebs absolut tödlich.
Die eingeschleppten Arten "hatten wahrscheinlich mehr Zeit, sich anzupassen, die kennen den Pilz schon", erklärt Ursula Nigmann vom Bundesamt für Naturschutz . "Unsere Arten kennen den Pilz noch nicht".
Die Krebspest ist das eine Problem mit den nordamerikanischen Krebsen. Ihre Gefräßigkeit ist das andere. Beispiel Kalikokrebs, das ist die bislang letzte aus Amerika eingeschleppte Art, 2018 erstmals in NRW entdeckt.
Kalikokrebse wüten in Teichen
Auch er überträgt die Krebspest. Gefährlicher noch als für die heimischen Flusskrebse ist er aber für unsere Amphibien. Die Kalikokrebse fühlen sich am wohlsten in kleinen Teichen und Tümpeln, "in Amphibiengewässern, die der Naturschutz angelegt hat", sagt Harald Groß vom Edelkrebsprojekt NRW.
Ob Molch oder Unke, Frosch oder Kröte, die Kalikokrebse "fressen wirklich alles, was in diesem Teich vorhanden ist", so Groß. "Und wandern dann in den nächsten über, das ist wirklich eine Invasion."
Ahnungslose Aquarien-Freunde
Groß und seine Mitstreiter im Edelkrebsprojekt züchten die heimischen Edel- und Steinkrebse nach, setzen sie in Gewässern aus, in denen es noch keine nordamerikanischen Krebse gibt, in Baggerseen vor allem.
Das nützt aber wenig, so lange die fremden Krebsarten munter unter Aquarienfreunden gehandelt werden – und von diesen immer wieder draußen, in Flüssen und Seen, ausgesetzt werden.
"Manche denken, damit tun sie dem Krebs was Gutes", weiß Ursula Nigmann, und Harald Groß ergänzt: "Wenn man denen dann sagt, was sie damit anrichten, dann fallen die aus allen Wolken."