In nur einer Nacht zerstörte die Flut eine ganze Region: Als die Ahr im Juli 2021 zu einer gewaltigen Welle anschwoll, starben 134 Menschen, Tausende weitere kämpften um ihr Leben. Was sie erlebt haben, war bis dahin unvorstellbar und hat auch den Blick auf den Klimawandel verändert. Dieses Unvorstellbare sichtbar zu machen – gerade für Schüler:innen – ist das Ziel der Klima-App.
Flucht aufs Dach
Stephi Warlich und Marian Fiedler waren durch die Wassermassen im Haus von Stephis Familie von der Außenwelt abgeschnitten. Von der hereinbrechenden Flut wurde Marian im Keller umgerissen und unter Wasser gezogen – nur knapp konnte er sich ins Erdgeschoss retten, das wenige Minuten später ebenfalls unter Wasser stand. Gefangen im ersten Stock hörten Stephi und Marian Trümmer gegen das Haus schlagen, rochen Benzin und Öl aus zerstörten Tanks und Autos und beobachteten, wie die Treppe Stufe um Stufe vom Wasser verschlungen wurde. In ihrer Not planten sie die Flucht aufs steile und rutschige Dach.
In der Klima-App erzählen Stephi und Marian von ihrer Todesangst und Hilflosigkeit im vermeintlich sicheren Deutschland, aber auch vom Zusammenhalt in der schwersten Stunde ihres Lebens. 3D-Animationen, Zeichnungen und Sounddesign unterstützen ihre Schilderungen, um die Erfahrungen der Überlebenden für Jugendliche erlebbar und zugänglich zu machen.
Sensibilisieren für den Klimawandel
Marian Fiedler im Ahrtal, Foto Stefanie Vollmann
"So eine Naturkatastrophe ist für Menschen, die es nicht erlebt haben, nicht greifbar und ich hoffe, dass mit der App gerade der jüngeren Generation die Augen geöffnet werden", sagt Augenzeuge Marian Fiedler. Stephie Warlich ergänzt: "Man muss dafür sensibilisieren, was passiert, wenn so viel Wasser auf einmal kommt – wir müssen sensibilisiert werden für den Klimawandel."
Von der eigentlichen Flutnacht gibt es nur einige Handyvideos; durch den Stromausfall und die Katastrophensituation existieren umfangreiche Aufnahmen erst ab dem Morgen nach der Flut. In der Klima-App werden Realbild und Animationen vermischt: Diese Umsetzung in "Augmented Reality" ermöglicht es, die Flut anders und vollständiger zu erzählen als etwa in TV-Dokumentationen. Eine einordnende und ebenfalls von Animationen unterstützte Moderation sowie zwei kurze Erklärfilme ergänzen die persönliche Erzählung der Augenzeug:innen.
Die Flut im Ahrtal
Als die Ahr im Juli 2021 zu einer gewaltigen Flut anschwoll, wurde in nur einer Nacht eine ganze Region zerstört.