Wenn Axel Ritscher die 20 Meter lange, senkrechte Stahlleiter hinabsteigt, umfängt ihn schlagartig Finsternis. Nur Helmlicht und Taschenlampe gewähren beeindruckende Einblicke in ein unterirdisches Stollensystem, das vor 250 Jahren in den Berg gehauen wurde. Schlegel- und Meißelspuren an Wänden und Decken zeugen von der körperlich schweren Arbeit der Bergleute im 18. Jahrhundert. Axel Ritscher ist der einzige Mensch, der sich in das Bergwerk wagt. Der Weg ist beschwerlich. Die Gänge sind eng, Quellwasser steht kniehoch. Ritscher kommt nur in gebückter Haltung voran. Doch ihn treiben Abenteuerlust und Entdeckergeist.
Nur mündliche Überlieferungen von Stollen
Aufzeichnungen über das Bergwerk gibt es nicht, lediglich mündliche Überlieferungen. Axel Ritscher erfuhr in Kindertagen von einem alten Nachbarn, dass es auf dem großen Waldgrundstück seines Großvaters ein altes Bergwerk geben soll. Die Erzählungen ließen ihn nicht mehr los. Jahre später begann der inzwischen erwachsene Ritscher mit der Suche. Eine Quelle führte ihn schließlich zum verschütteten und zugewucherten Eingang in das Stollensystem.
Schwerpunkt
Reise in die Vergangenheit
Seitdem bahnt sich der 45-Jährige seinen Weg in den Berg. Es komme ihm selbst vor wie eine Reise in die Vergangenheit, schwärmt der Remscheider, der inzwischen einen Verein gegründet hat. Dessen Ziel ist es, die Geschichte des Wolfskuhler Stollens zu erforschen. 1756 war der Eisenerz-Abbau vom Herzog von Jülich-Berg genehmigt worden. Nur wenige Jahre später jedoch machte der harte, schroffe und scheinbar doch nicht so erzhaltige bergische Fels dem Bergbau ein Ende. Das Bergwerk geriet in Vergessenheit. Axel Ritscher hat es zurückgeholt.
Immer neue Herausforderungen
Bei seiner Arbeit stößt Axel Ritscher immer wieder an Grenzen. Vor allem eindringendes Quell- und Sickerwasser machten ein Fortkommen lange Zeit nicht möglich. Das Wasser stand fast bis zur Stollendecke. Hochleistungspumpen haben die Gänge jedoch weitgehend trocken gelegt, so dass sich Axel Ritscher in Wathose weiter vorwagen konnte in den Berg. Derzeit gräbt er einen verschütteten Gang frei, hinter dem er eine Felsgrotte vermutet.
Behördliche Genehmigungen und Auflagen
Hinter Ritscher liegt jedoch nicht nur viel körperliche Arbeit, sondern auch ein regelrechter Behörden-Marathon. Für das ungewöhnliche Vorhaben bedurfte es Genehmigungen sämtlicher Ämter. Auch das Bergamt in Gelsenkirchen wurde eingeschaltet. Inzwischen gilt die Stollen-Expedition des Remscheiders offiziell als Grabung des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege.
Unabhängig von den behördlichen Genehmigungen hätte sich Axel Ritscher jedoch niemals soweit vorgewagt, wenn er nicht absolut davon überzeugt wäre, dass die Stollen stabil sind. Als Bauingenieur schätzt er das Risiko als gering ein. Daher wolle er mindestens noch zehn oder fünfzehn Jahre weiter graben.