Dass die kleine Senke, die im Sommer 2004 in dem ruhigen Wohngebiet vor einer Garageneinfahrt entdeckt worden war, zum teuersten Tagesbruch der Bundesrepublik werden würde, hatte niemand vermutet. "Alle Experten waren überrascht", sagte Andreas Nörthen von der Bezirksregierung Arnsberg. Um das Ausmaß der Schächte zu erkunden, wurden mehr als 500 Löcher gebohrt. "Wir haben insgesamt 25.000 Bohrmeter gehabt." Der ganze Straßenzug mit etwa 30 Ein- und Mehrfamilienhäusern sei mit Hohlräumen durchzogen gewesen. Nun wurde der Straßenzug mit 3.500 Tonnen Beton gesichert.
Nach Krieg auf eigene Faust gefördert?
"Wir haben über diesen wilden Bergbau keinerlei Aufzeichnungen oder Akten", sagte Nörthen. Vermutlich hätten Anwohner nach einem der Kriege in Notzeiten hier selber nach Kohle gegraben. "Das Gebiet ist aufgrund der Hanglage prädestiniert für eine 'Zeche Eimerweise'", erklärte Nörthen. Es gebe häufiger solche Flächen, weil die Steinkohle-Flöze in manchen Regionen des Ruhrgebietes nicht selten an die Oberfläche treten. "Die Mülheimer sind hier mal fleißig gewesen."
Doppelt so teuer wie "Siegener Loch"
Mit Gesamtkosten von 8,5 Millionen Euro war die Sanierung des Tagesbruches Mühlenstraße mehr als doppelt so teuer wie das so genannte "Siegener Loch", bei dem sich im Februar 2004 zwischen zwei Mehrfamilienhäusern ein mehrere Meter großer Krater aufgetan hatte. In Siegen mussten 3,8 Millionen Euro für Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen investiert werden.
Der Tagesbruch in Mülheim an der Ruhr habe über drei Jahre jeweils einen großen Teil der für vorsorgliche Bergschaden-Suche vorgesehen Gelder von fünf bis sieben Millionen Euro geschluckt, sagte Nörthen. "Da sind einige Maßnahmen nach hinten geschoben worden." Wegen der Hanglage musste ein besonderes schnell bindender Beton zum Verfüllen genutzt werden.
Nicht spektakulär, trotzdem teuer
Die im Frühjahr 2005 begonnene Verfüllung des Untergrundes hatte trotz der immensen Kosten nur wenig Aufmerksamkeit erregt. "Eine versunkene Garage und ein aus der Erde ragendes Auto wie in Bochum-Höntrop oder ein Krater wie in Siegen erregen natürlich mehr Interesse", sagte Nörthen.
Er geht davon aus, dass die Suche nach Bergschäden und die Beseitigung von Tagesbrüchen noch Jahrzehnte dauern wird. "Nordrhein-Westfalen hat eine lange Bergbau-Geschichte." Und früher seien alte Schächte nicht so verfüllt worden, wie man das heute gern hätte. Neben den Kohleabbau-Gebieten an Rhein und Ruhr gebe es vor allem im Siegerland durch den Jahrhunderte alten Erzbergbau viele Gruben. Erst jüngst war in einem Garten in Siegen wieder ein Krater aufgebrochen.