Tiggemann verweigert die Aussage
Ex-BLB-Chef blamiert den Untersuchungs-Ausschuss
Stand: 11.03.2014, 13:05 Uhr
Ferdinand Tiggemann gilt als Schlüsselfigur im Korruptions-Skandal um den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW. Am Montag (10.03.2014) musste der Ex-Chef des BLB erstmals vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags aussagen. Aufgeklärt hat er dabei nicht. Dafür aber den Ausschuss vorgeführt.
Von Rainer Kellers
Seit über einem Jahr quält sich der BLB-Untersuchungs-Ausschuss durch endlose Aktenberge und zähe Zeugenbefragungen. Am Montag endlich war mit Ferdinand Tiggemann der erste namhafte Zeuge geladen. Tiggemann, Jahrgang 1949, war bis 2010 Geschäftsführer des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB). Er gilt als Schlüsselfigur in dem Skandal um explodierende Baukosten, schwarze Kassen und Korruption bei einer Reihe von Bauvorhaben des landeseigenen Betriebs. Die Wuppertaler Staatsanwaltschaft ermittelt seit Jahren gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue und Bestechlichkeit. Er war als BLB-Chef maßgeblich an den Planungen der Skandalbauten wie dem Duisburger Landesarchiv beteiligt. Wenn einer in der Lage wäre, Licht in die dunklen Vorgänge beim BLB zu bringen, dann ist es wohl Ferdinand Tiggemann.
"Ich darf hier gar nichts sagen"
Entsprechend angespannt ist die Stimmung, als Tiggemann am späten Montagnachmittag (10.03.2014) begleitet von seinem Anwalt den Sitzungssaal im Landtag betritt. Bereitwillig nennt der bullige 64-Jährige seinen Namen, Wohnort und den letzten Arbeitgeber. Dann aber ist es vorbei mit der Auskunftsfreude des früheren starken Manns in der nordrhein-westfälischen Immobilienszene. "Ich darf hier gar nichts sagen", gibt Tiggemann zu Protokoll. Und damit bezieht er sich überraschend nicht auf das laufende Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft, sondern auf eine fehlende Aussage-Genehmigung seines Arbeitgebers - der Telekom. Bei dem ehemaligen Staatsbetrieb wird Tiggemann noch als Beamter im Vorruhestand geführt.
Eine Ohrfeige für den Vorsitzenden
Archivbild: Ferdinand Tiggemann
Was klingt wie eine Formsache, ist in Wahrheit eine schallende Ohrfeige für den Ausschuss-Vorsitzenden Sven Wolf von der SPD. Der nämlich hat es versäumt, die Telekom um die Aussagegenehmigung zu ersuchen. Stattdessen hat er nur vom Finanzministerium, dem der BLB und damit Tiggemann unterstellt ist, eine Genehmigung eingeholt. Unruhe breitet sich aus im Saal, Wolf wirkt perplex, Tiggemann lächelt. Die Sitzung wird unterbrochen und dann beendet. In zehn Tagen soll Tiggemann erneut geladen werden. Ob er Auslagen gehabt habe, fragt der Vorsitzende. Auslagen habe er in der Gaststätte, aber nicht hier, antwortet Tiggemann.
"Blamage fällt auf den ganzen Ausschuss zurück"
"Das war dilettantisch", ärgert sich am Dienstag (11.03.2014) CDU-Obmann Klaus Voussem. Wolf hätte vom Beamtenstatus Tiggemanns wissen müssen. "Gerade wenn der Hauptbeschuldigte als Zeuge erscheint, muss man sich gut vorbereiten", sagt Voussem im Gespräch mit WDR.de. So falle die Blamage auf den ganzen Ausschuss zurück. Wolf selbst sagt, er habe eine andere Rechtsauffassung und müsse sich nichts vorwerfen. Tiggemann spiele Spielchen, statt die Möglichkeit zu ergreifen, vor dem Ausschuss seine Sicht der Dinge zu schildern. Seit Dienstag liege die Genehmigung der Telekom vor, nun müsse sich Tiggemann am 21. März den Fragen stellen.
Ob er das tut, ist jedoch mehr als fraglich. Vom WDR angesprochen, macht Tiggemann deutlich, dass er sich wegen des schwebenden Ermittlungsverfahrens nicht zur Sache äußern werde. Damit ist klar: Die fehlende Aussagegenehmigung der Telekom hätte er gar nicht bemühen müssen, um Antworten zu verweigern. Offenbar war sie ihm aber ein willkommener Anlass, den Ausschuss lächerlich zu machen. "Der hat keine Angst vor uns", seufzt denn auch einer der Abgeordneten nach der Sitzung. Da hat er wohl Recht.