"Die Leute hier sind relativ gelassen", erklärt Dagmar Blum, Leiterin der Solinger Beratungsstelle der Verbraucherzentrale. Zwar hätte es in der letzten Woche rund zehn Anfragen zur Finanzkrise gegeben, doch halte sich die Aufregung in Grenzen: "Die Leute fragen nach, ob ihre Kapitallebensversicherungen auch von der Krise betroffen sind", erklärt Blum. Oder sie kommen zu der unabhängigen Beratungsstelle, weil ihnen plötzlich bewusst wird, dass sie hochriskante Wertpapiere gekauft haben.
Wenig informierte Anleger
Von solchen Fällen weiß auch Helga Schuppert zu berichten:"Direkt letzte Woche habe ich schon erste Fälle gehabt. Einer hatte 17.000 Euro bei Lehman Brothers angelegt", erzählt die Leiterin der Verbraucherberatung in Hagen. Vielen Beratungsstellen wird derzeit überdeutlich, wie wenig sich die Leute informieren, bevor sie ihr Geld anlegen. "Meist wissen sie gar nicht, was sie alles unterschrieben haben", resümiert Schuppert. Sie empfiehlt, in Zukunft vor der Geldanlage die Verbraucherzentralen oder einen Steuerberater oder Fachanwalt für Kapitalrecht aufzusuchen - für eine unabhängige Beratung.
Dass die so wichtig sein könnte, das hätten sich die meisten Verbraucher früher nicht träumen lassen. Man sei halt zu seiner Hausbank gegangen und hätte sich dort informiert. Das Ergebnis sei dann schon irgendwie richtig. Diese Naivität werde jetzt aufhören, davon ist Schuppert überzeugt: "Das Vertrauen, das die Leute bisher in die Bankberater hatten, wird mit Sicherheit verloren gehen."
Wie sicher ist mein Geld?
Dass das Vertrauen in die Banken schwindet, macht sich auch bei der Sparda-Bank West in Düsseldorf bemerkbar. "Fast jedes Gespräch, das wir derzeit führen, dreht sich um Einlagensicherheit", berichtet eine Sprecherin. Manche Kunden kämen auch in die Geschäftsstellen und wollten ihr Geld ausgezahlt bekommen. "In den meisten Fällen sehen sie aber nach einem Informationsgespräch davon ab", so die Sprecherin.
Viele Privatkunden lassen sich von ihren angestammten Kundenberater überzeugen, dass ihr Geld nach wie vor sicher ist. Aber nicht alle: Cornelia Wojahn, Sprecherin des Verbandes unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland (VuV), berichtet: "Wir haben seit der Finanzkrise mehr Zulauf." Genaue Zahlen seien noch nicht erhoben worden, doch die Rückmeldungen aus den Beratungsstellen ließen eine Zunahme der Anfragen erkennen.