Meinolf Sprink nimmt gar kein Blatt vor den Mund: Der "Direktor Kommunikation", wie sein Posten bei Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen beschrieben ist, weiß schon lange, dass die Weltwirtschaftskrise auch vor den Vereinen der Fußball-Bundesliga nicht Halt machen wird: "Natürlich spüren wir als Bundesligaverein die Krise", gibt er ganz offen zu. Die Begründung liefert er gleich mit: "Es ist doch ganz klar, dass sich mittelständische Unternehmen schwer tun, Geld für VIP-Plätze in Fußball-Stadien auszugeben, wenn sie in ihren Betrieben aufgrund der Wirtschaftskrise gleichzeitig gerade auf Kurzarbeit umgeschaltet haben."
Zwar ist in Spanien, Italien und Großbritannien, wo in der Fußballszene mit viel höheren Beträgen als in Deutschland jongliert wird, die Finanzlage der Klubs angesichts der weltweiten Krise schon deutlich angespannter. Doch auch die vorsichtiger wirtschaftenden Manager der Bundesligaklubs sind in ihren Kalkulationen in diesem Jahr zurückhaltender als in der Vergangenheit. Immerhin 35 Prozent aller Manager rechnen mit einem Verlust im kommenden Geschäftsjahr. Hauptgrund sind laut einer Umfrage unter den Managern die sinkenden Ausgaben der Unternehmen für Sponsoring wie Banden- und Trikotwerbung, Namensrechten und Logen. "Unsere Kunden sind auch Großunternehmer. Und es ist ganz klar, dass die von der wirtschaftlichen Entwicklung nicht ausgeschlossen sind", erläutert Sprink.
Sponsoren kündigen Logenplätze
Eine Entwicklung, die auch beim VfL Bochum beobachtet wurde: "Wir haben etwas mehr Sponsoren-Kündigungen als im Vorjahr verzeichnet", berichtet VfL-Pressesprecher Christian Schönhals. Dem VfL Bochum kommt allerdings zugute, dass er hauptsächlich mit Kleinstsponsoren arbeitet, wie Schönhals erklärt: "Wir konnten viele dieser Kündigungen abfangen, weil es für unsere relativ preiswerten VIP-Angebote eine Warteliste von Interessenten gab." So auch der Trend beim FC Schalke 04: "Aufgrund der Wirtschaftskrise haben wir deutlich mehr Kündigungen als in den Vorjahren, die jedoch über Neukunden aufgefangen werden konnten", teilt Volker Spätgens, Projektleiter Marketing beim FC Schalke 04, mit.
Mit einem "blauen Auge" sind auch die Macher beim 1. FC Köln bislang davongekommen, wie Pressesprecher Christopher Lymberopulos erläutert: "Natürlich geht die Wirtschaftskrise an niemandem spurlos vorbei. Allerdings konnten wir beim 1. FC Köln im 1. Halbjahr 2009 die meisten unserer Sponsoring/Hospitality Pakete verkaufen. Es ist also so, das uns die Krise für diese Saison nur in geringem Maße trifft, aber es ist insgesamt eine gewisse Zurückhaltung zu beobachten, wie sich die globale wirtschaftliche Lage entwickelt."
Fehlende Trikotsponsoren in der Zweiten Liga
Die Fußball-Bundesliga, sozusagen das "Premium-Produkt des deutschen Spitzensports", scheint die Wirtschaftskrise also stemmen zu können. Etwas dramatischer sieht die Lage da schon im Fußball-Unterhaus, der Zweiten Liga aus. Dort suchen noch immer drei Klubs bislang vergeblich nach einem Trikotsponsor - was pro Saison immerhin einen Betrag von rund zwei bis drei Millionen Euro ausmacht. Die Klubs aus NRW sind von dieser fatalen Lage nicht betroffen, doch auch die hiesigen Zweitligisten haben zu kämpfen. So gibt der neue kaufmännische Geschäftsführer von Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld unumwunden zu: "Wir als Arminia Bielefeld haben in wirtschaftlicher Hinsicht zunächst mal unseren Abstieg zu verarbeiten." Die Zukunft sieht er allenfalls verhalten optimistisch: "Wir sind guter Dinge, das auch hinzubekommen. Aber wir müssen schon davon ausgehen, dass künftig auch wir die Wirtschaftskrise zu spüren bekommen."
Ganz gegen den Trend läuft derzeit da wohl nur die finanzielle Entwicklung bei Alemannia Aachen. Die Alemannen haben nach Jahren wirtschaftlichen Dornröschenschlafs vor dieser Saison endlich ein neues, viel moderneres Stadion bekommen. Und damit ganz neue Möglichkeiten der Vermarktung. "Durch das neue Stadion konnten wir den Leuten ein Werbe- und Hospitalityumfeld anbieten, das es so vorher nicht gab. So haben die Sponsoren sogar die im Vergleich zum alten Tivoli-Stadion gestiegenen Preise mitgetragen", berichtet Pressemann Torsten Pracht. Aber auch der Alemannia-Sprecher weiß: "Damit sind wir sicher nicht repräsentativ."