Neubau des Museum Folkwang eröffnet
Gläserner Prachtbau zum Versinken
Stand: 27.01.2010, 17:01 Uhr
Viel Glas, lichte Höfe und Ausstellungsräume als Würfellandschaft. So zeigt sich der Neubau des Museum Folkwang in Essen. Am Samstag (30.01.2010) wird er nach zweijähriger Bauzeit feierlich eröffnet.
Von Katja Goebel
Auf dem kleinen Podium im Neubau des Essener Museum Folkwang sitzen vier glückliche Männer. Ein Museumsdirektor, ein Bauleiter, ein Bürgermeister und ein Architekt - sie alle äußern ihre Freude darüber, was hier in nur zweijähriger Bauzeit entstanden ist. Als "Wunder von Essen" will es Museumsdirektor Hartwig Fischer sogar verstanden wissen und kann sich genau erinnern, wann dieses Wunder begann. "Das war im August 2006. Da bekam ich einen Anruf von Berthold Beitz." Der teilte Fischer damals mit, dass die Krupp-Stiftung, dessen Kuratoriumsvorsitzender Beitz ist, die Kosten für einen Museums-Neubau übernehmen werde. Immerhin 55 Millionen Euro. Ein Jahr darauf bekam der britische Stararchitekt David Chipperfield den Zuschlag für seinen Entwurf. Nun steht er also, der Neubau. Am Samstag (30.01.2010) wird er feierlich eröffnet.
Sich finden und wieder verlieren
War der Eingang des alten Gebäudes noch in einer Seitenstraße versteckt, öffnet sich das Museum nun zur Hauptstraße und damit zum Zentrum der Innenstadt. Eine große Treppe führt jetzt hinauf, endet in einem großzügigen Vorhof und gibt den Blick schließlich frei auf viel gläserne Transparenz - ein Hauptmotiv Chipperfields. Innenhöfe und Ausblicke durch Glas finden sich nun im gesamten Gebäudekomplex. "Bereits vom Eingang aus sollen die Besucher alle Bereiche des Museums einsehen können. Man kann seinen Weg schnell finden und sich trotzdem verlieren, der Versenkung hingeben", philosophiert Chipperfield und findet sogleich eine Erklärung für das scheinbar Paradoxe. "Museen sind Orte des Rückzugs. Man braucht Vorstellungskraft und Phantasie, in der man sich selbst verlieren kann."
Keine Angst vor dem Tageslicht
Eine Würfellandschaft aus vielen einzelnen Räumen ist so entstanden. Verbunden werden sie durch Galerien und schmale Gänge. "Isolierung und Verbindung", nennt es der Architekt. Doch die Innenhöfe und das viele Glas haben auch noch eine andere Funktion. Sie spenden Licht. Und das Licht ist in diesem Museum fast so wichtig wie die Kunst selbst. "Eigentlich haben Museen ja Angst vor dem Licht. Es könnten schließlich Gemälde zerstört werden", erklärt Chipperfield. In Essen wird das Licht als Inszenierung genutzt. Je nach Tageszeit herrsche nun auch eine andere Atmosphäre.
Plakate, Fotos und Skulpturen
Den Neubau sehen die Macher als Ergänzung zum denkmalgeschützten Altbau, der ebenfalls umgebaut, im April 2010 wieder eröffnet werden soll. Die gesamte Museumsfläche ist größer geworden und findet sich nun auf nur einer Ebene. "Der Besucher muss sich nicht entscheiden, ob er die Etage wechseln soll", sagt der Architekt. Und so schlendert man nun vom Eingang aus direkt in die Sammlung mit Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhundert. In den klaren Räumen sind Bilder großer Amerikaner wie Rothko, Newman oder Pollock neben hängenden Skulpturen eines Joep van Lieshout zu sehen. Wer will, kann zu Beginn aber auch gleich einen Abstecher zur Fotografischen Sammlung des Museums machen - nur ein paar Schritte entfernt von den Räumen des Deutschen Plakatmuseums.
"Das schönste Museum der Welt"
Gleich die erste große Sonderausstellung im Neubau trägt einen selbstbewussten Titel und ist der Geschichte des Museums gewidmet. Ab dem 20. März 2010 ist die Ausstellung "Das schönste Museum der Welt - Museum Folkwang bis 1933" zu sehen. Gezeigt wird hier die Rekonstruktion einer bedeutenden Sammlung, die von den Nationalsozialisten als entartete Kunst verboten und 1937 konfisziert wurde. Neben Meisterwerken von Manet, Cézanne und van Gogh zeigt das Museum dann auch wieder Arbeiten des Expressionismus und der frühen abstrakten Malerei. Museumsdirektor Hartwig Fischer beschreibt es so: "Dieses Gebäude erfüllt unsere Träume."