"Wir gehen davon aus, dass es nur in Iserlohn, Teilen von Hemer und Altena 250.000 Festmeter sind", zieht Förster Peter Borghoff eine erste Bilanz: "Das hätte ich mir nicht träumen lassen, und so was habe ich noch nicht erlebt." Alle bisherigen Schätzungen der Schäden werden weit übertroffen, denn das entspreche dem Einschlag von fast 20 Jahren, rechnet Peter Borghoff vor.
Am Morgen war der Iserlohner Förster in den Wäldern des nördlichen Sauerlands unterwegs und hat begutachtet, was Kyrill angerichtet hat. Besonders stark betroffen ist zum Beispiel der Iserlohner Stadtwald: "Etwa ein Drittel ist zerstört." Viele Bereiche sind für die Förster noch gar nicht erreichbar: "Wir haben die Flächen mit dem Fernglas betrachtet, und das geschulte Auge sagt mir dann: Das ist Bruch."
Es herrscht Lebensgefahr im Wald
Waldarbeiter sind fieberhaft damit beschäftigt, im Wald aufzuräumen. Und so lange die Arbeiten dauern, rät Peter Borghoff dringend von Waldspaziergängen ab: "Das ist lebensgefährlich, gerade da, wo einzelne Fahnen weiter unter Wind stehen." Fahnen, so beschreibt ein Förster einzelne Bäume, die trotz des Sturms stehen geblieben sind. Auch die müssen gefällt werden. Möglicherweise dauert es noch Wochen, bis der Wald wieder für Spaziergänger ungefährlich ist: "Das kommt darauf an, wie wir die Wege frei bekommen." Die gröbsten Schäden sollen bis zum Herbst beseitigt sein, die gesamten Aufräumarbeiten werden Jahre dauern.
Kampf gegen die Zeit
Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Das Holz muss so schnell wie möglich abtransportiert werden: "Es gibt eine riesige Borkenkäfergefahr", sagt Peter Borghoff. Trocknen die Stämme aus, kommen die Schädlinge. "Wir hoffen auch, dass die Bäume, die mit Wurzel umgekippt sind, wieder etwas in den Saft kommen." Um keine Zeit zu verlieren, verhandeln die Waldbesitzer bereits mit Sägewerken. "In Nasslagern können wir das Holz maximal fünf Jahre beregnen und stückweise verkaufen", so Peter Borghoff.
Die Arbeit von Jahrzenten und Generationen zerstört
Souverän organisiert der Förster die Arbeit, doch manchmal scheint auch durch, wie enttäuscht und entsetzt Peter Borghoff ist: "Da stecken 30 Jahre Arbeit drin, ich habe den Wald verjüngt und gepflegt. Und wo ist das jetzt alles geblieben? Das schmerzt schon." Vor allem denkt er aber auch an die vielen Besitzer von kleinen Waldstücken. "Da hat man immer gesagt, dass der Wald die Sparkasse ist. Und jetzt ist alles weg." Zwar gehen die Waldbesitzer nicht leer aus, doch die Aufarbeitungskosten sind jetzt deutlich höher als normal, und die Holzpreise werden fallen. Und es wird mehrere Generationen dauern, bis der Wald wie so ist, wie vor dem Sturm Kyrill.