Große Schäden im Kreis Olpe
Brennholz für Jahre
Stand: 19.01.2007, 19:04 Uhr
Auch einen Tag nach dem Orkan Kyrill sind im Kreis Olpe viele kleine Straßen gesperrt. Wo Feuerwehr und Technisches Hilfswerk nicht durchkommen, greifen Bürger zur Eigeninitiative, vorausgesetzt, sie haben das richtige Werkzeug zur Hand.
Von Robert Franz
Gut, dass ich so ein schönes Spielzeug habe", sagt Karl-Ludwig Keseberg über seinen Trecker. Den kann er am Freitagmittag (19.01.2007) gut gebrauchen, denn vor seiner Haustür liegen mehr als zehn umgeknickte Fichten. Seit dem vergangenen Abend blockieren sie hier die Kreisstraße zwischen Rohde und Meschede. Die Einsatzleitstelle beim Kreishaus in Olpe weiß von der Behinderung, doch weder Feuerwehr noch Technisches Hilfswerk hatten in den vergangenen zwölf Stunden Zeit, sich darum zu kümmern. "Die sind umgeknickt, kurz nachdem der Orkan hier losging", schildert der Gastwirt die Ereignisse. Weil es seine eigenen Bäume sind, hat er damit begonnen, sie aus dem Weg zu schaffen.
Die Gefahr ist nicht gebannt
Vor allem in der Nacht waren sie eine große Gefahr für die Autofahrer. "Da haben einige Male die Bremsen gequietscht". Keseberg wundert sich, dass bislang nichts passiert ist. Während er an einem Stamm sägt, brechen plötzlich zwei Bäume ab, als eine Windböe durch die Wipfel zieht. Noch ist die Gefahr nicht gebannt. "Eigentlich wollte ich sie schon gefällt haben, aber dann war das Wetter zu schlecht", sagt Keseberg, dem hier ein Stück Wald gehört. Das hätte ihm fast seine Existenz gekostet, denn die Bäume liegen nur wenige Meter neben seiner Gaststätte, am Ufer der Biggetalsperre. Dafür hat er jetzt für einige Jahre Brennholz.
Besuch vom Gemeindepfarrer
Bei seiner Arbeit bekommt Keseberg unerwartet geistlichen Beistand. Gemeindepfarrer Konrad Kant hält mit seinem Wagen vor dem Hindernis. "Gestern Abend bin ich auf dem Weg zur Kirche hier vorbei gefahren", erzählt er, "da war mir wegen der Bäume schon ganz mulmig." Jetzt, nach dem Orkan, ist er unterwegs in seiner Gemeinde, um den Menschen ein wenig beizustehen. "Das sieht ja fürchterlich aus hier." Dennoch, er weiß, dass es einige in seiner Gemeinde noch schlimmer getroffen hat. In einigen Häusern sei erst am Morgen der Strom wieder gekommen. Manchen Milchbauern müsse jetzt mit Notstrom geholfen werden, weiß Pfarrer Kant.
THW hilft beim Melken
Zu den Bauern, die am Morgen ihre Kühe nur mit einem Notstromaggregat des Technischen Hilfswerks melken konnten, gehört auch Andreas Kaufmann. Der Landwirt hat 14 Milchkühe im Stall. Als am Donnerstagabend (18.01.2007) der Strom ausfiel, hatte sein Sohn die Kühe gerade gemolken. "Da hatten wir Glück, denn wenn die Kühe zu lange nicht gemolken werden, entzünden sich ihre Euter." Mit voller Wucht hat der Orkan Gelsingen bei Drolshagen getroffen. Im Dorf sind mehrere Dächer beschädigt. Auch das Wohnhaus von Kaufmanns Eltern hat es erwischt. Das halbe Dach ist abgetragen. "Die Dachbalken sind wie Streichhölzer durch die Luft geflogen", erinnert sich der 36-Jährige. In die Stalltüre haben die Trümmer ein dickes Loch gerissen.
Der halbe Wald ging zu Bruch
Seit 5.00 Uhr ist die Familie auf den Beinen, um die Trümmer zu beseitigen. Bis auf den Inhalt einer Schubkarre ist alles weg. An den wirtschaftlichen Schäden des Orkans wird Andreas Kaufmann länger zu knabbern haben. Er rechnet damit, dass die Hälfte seines sieben Hektar großen Waldes zu Bruch gegangen ist. "Der Holzpreis hat sich erst vor einem Jahr von den letzten Stürmen erholt, doch bei den Mengen Holz, die jetzt da sind, geht der Preis gleich wieder in den Keller." Noch aber können die Besitzer die Schäden in ihren Wäldern nur schätzen. Die meisten Wege sind noch blockiert und in den Wäldern rechnen sie noch mit einigen bösen Überraschungen.