31. Juli 2010
[08:30 Uhr] Vor der Einlasskontrolle haben sich mehrere Duisburger eingefunden, um eine der letzten Einlasskarten für den Trauergottesdienst zu bekommen. Das Areal um die Kirche ist in der Nacht weiträumig abgesperrt worden. In Duisburg ist ein großes Polizeiaufgebot unterwegs. Rettungskräfte aus verschiedenen Städten der Umgebung sind auf dem Weg in die Stadt.
[09:00 Uhr] Der Präses der evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider, trifft in der Duisbuger Salvatorkirche ein. Kurze Zeit später fährt auch Bischof Franz-Josef Overbeck vor.
[09:55 Uhr] Im MSV-Stadion in Duisburg-Wedau sind bislang nur wenige Sitzplätze besetzt. Auf dem Rasen wurde ein großes schwarzes Kreuz aufgebaut. Vor dem Stadion wartet ein riesiges Aufgebot an Polizei und Sanitätern.
[10:41 Uhr] Neben vielen Duisburgern kommen auch zahlreiche Helfer vom Unglücksort in die Salvatorkirche. Bundeskanzlerin Angela Merkel will nach dem Gottesdienst ein Statement vor der Kirche abgeben.
[10:47 Uhr] Innenminister Jäger kommt mit einem Polizeiwagen vorgefahren. Eine Eskorte bringt Außenminister Westerwelle zum Kirchenportal. Die Glocken beginnen zu läuten.
[10:55 Uhr] Auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist in der Salvatorkirche eingetroffen. Sie hat in der ersten Reihe neben Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel Platz genommen.
[11:03 Uhr] Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Duisburg, Martin Winterberg, hat den Gottesdienst eröffnet. "Wir verbinden uns mit jenen, die fassungslos und entsetzt sind, die von Trauer und Sorge bedrängt werden, die ratlos nach dem Warum fragen, die von Selbstvorwürfen gequält werden", so Winterberg.
[11:08 Uhr] "Uns bleibt nur die Hoffnung, dass Gott unser Klagen hört", so der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck in seinem Gebet. "Wir erfahren, dass wir Menschen nicht alles regeln können."
[11:15 Uhr] Nach einer Lesung der Presbyterin Christiane Schmidt Holzschneider tritt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, vor die Gemeinde. "Die Loveparade wurde zum Totentanz", so Schneider. "Wir alle ringen um Fassung und suchen nach Trost und Verständnis."
[11:20 Uhr] "Stärker als der Tod ist die Liebe von uns Menschen zueinander", so Schneider. "Unsere Tränen und unsere Trauer sind ein Band der Liebe, das uns mit den Toten verbindet." Aber: "Das Leben, das Gott uns schenkt, ist stärker als der Tod", so Schneider weiter. Und so wandele sich der Totentanz "zu einem Fest unzerstörbaren Lebens".
[11:22 Uhr] Ins MSV-Stadion sind mittlerweile etwa 500 Menschen gekommen, darunter viele, die bei der Loveparade dabei waren. Die Besucher lauschen stumm dem Gottesdienst, einige weinen stumme Tränen.
[11:30 Uhr] "So gegensätzlich ist unser Leben: In dem einen Moment ist Party angesagt und im anderen Moment liegen wir hilflos am Boden", so Bischof Franz-Josef Overbeck. "Und doch bleibt etwas und geht weiter, was auch der Name der Loveparade zum Ausdruck bringt: Love heißt Liebe." Sie sei stärker als der Tod: "Und sie trägt durch die Schrecken dieser Tage hindurch."
[11:33 Uhr] Nach der Predigt von Bischof Overbeck werden für jeden Toten Kerzen angezündet - in der Kirche und im MSV-Stadion. Bei der Loveparade starben vor einer Woche 21 Menschen, mehr als 500 wurden verletzt.
[11:37 Uhr] Auch vor dem MSV-Stadion sowie in mehreren Kirchen der Stadt kann der Gottesdienst über Leinwände verfolgt werden. Am Nachmittag soll sich ab 15.00 Uhr vom Hauptbahnhof aus ein Trauermarsch in Bewegung setzen, der zur Unglücksstelle zieht.
[11:38 Uhr] In der Salvatorkirche werden nun Gebete von Seelsorgern und Helfern verlesen.
[11:50 Uhr] Mehrere hundert Menschen haben sich rund um die Absperrungen an der Salvatorkirche eingefunden. Still verfolgen sie die Aktivitäten der Polizei, die sich bereits auf die Abreise der Prominenten vorbereitet. Einzelne sprechen mit Notfallseelsorgern, die an den Sperren postiert sind.
[11:51 Uhr] Nach dem Gottesdienst spricht nun Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in der Salvatorkirche zu den Trauergästen.
[11:57 Uhr] "Uns alle lässt das Geschehene nicht los", erklärt Hannelore Kraft in ihrer Trauerrede. Sie dankte allen Helfern. "Es braucht Zeit und in vielen Fällen auch Hilfe, um all das zu begreifen, was geschehen ist." Man müsse nun auch fragen: "Wie konnte dies geschehen?" Diese Fragen müssen und werden eine Antwort finden.
"Wir stehen in dieser schweren Stunde an Ihrer Seite", richtete Kraft sich an die Angehörigen. Sie versprach den Hinterbliebenen die Hilfe des Landes NRW. "Sie sind nicht allein", erklärte Kraft deutlich bewegt.
[12:05 Uhr] Der Gottesdienst in der Salvatorkirche ist beendet. Auch im MSV-Stadion verlassen die Besucher langsam wieder die Ränge. Rund 2.600 Menschen sollen die Trauerfeier im Stadion verfolgt haben. Die Angehörigen werden nun an einem geheim gehaltenen Ort weiter betreut.
[12:08 Uhr] Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihr angekündigtes Statement vor der Kirche kurzfristig abgesagt. "Das war alles zu ergreifend", so ein Sprecher des Bundespresseamtes.
[12:15 Uhr] Bundespräsident Christian Wulff spricht mit den Helfern und Einsatzkräften der Loveparade und dankt ihnen für ihren Einsatz.