Dreieinhalb Jahre nach der Katastrophe in Duisburg hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage erhoben. Die Ermittlungen um das tragische Geschehen seien abgeschlossen, teilte die Staatsanwaltschaft Duisburg am Dienstag (11.02.2014) mit. Einzelheiten wollen die Ermittler erst am Mittwochvormittag (12.02.2014) bei einer Pressekonferenz erläutern.
Erwartet werden Antworten etwa auf die Fragen, wer zu den Beschuldigten zählt und wie der Tatvorwurf lautet. Wegen des erwarteten Andrangs findet die PK in einer Mehrzweckhalle statt.
Offenbar weniger Angeklagte als ursprünglich erwartet
Früheren Medienberichten zufolge sollen von den einst 16 Beschuldigten nur noch zehn angeklagt werden. Die Beschuldigten sollen aus den Reihen des Loveparade-Veranstalters Lopavent, der Stadtverwaltung und der Polizei kommen. Bereits im Sommer 2013 wurde berichtet, dass Duisburgs Anfang 2012 von den Bürgern per Volksentscheid abgesetzter Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU), sowie der Lopavent-Veranstalter Rainer Schaller nicht unter den Beschuldigten seien.
Die Erhebung der Anklage war schon seit längerem erwartet worden. Die Ermittler hatten 900 Stunden Videomaterial von Überwachungskameras und Handys, mehr als 3.500 Zeugenvernehmungen und rund 35.000 Seiten Akten auszuwerten. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft wurden zudem mehrere Gutachten erstellt.
Reaktionen auf Anklageerhebung
Vertreter der Loveparade-Opfer reagierten mit gemischten Gefühlen. "Wenn es so ausgeht, dass von den Verantwortlichen nur Sachbearbeiter übrig bleiben, wird das bei den Betroffenen und Hinterbliebenen für Aufregung sorgen", sagte Jürgen Widera, Ombudsmann der Stadt Duisburg für die Opfer der Loveparade. Das wäre seiner Ansicht nach nicht mit dem Gerechtigkeitsempfinden vieler Menschen vereinbar. Ob das Ende der Ermittlungen bei der Aufarbeitung der schlimmen Ereignisse helfe, hänge daher davon ab, wen die Staatsanwaltschaft an diesem Mittwoch als Angeklagte nennt.
Anwalt Julius Reiter, der nach eigenen Angaben 100 Loveparade-Geschädigte vertritt, sagte mit Blick auf die Anklage-Erhebung, er spüre "Erleichterung, dass die Hängepartie beendet ist". Manfred Reißaus, der bei dem Unglück seine Tochter verloren hat, betonte: "Wir brauchen endlich diesen Prozess, um am normalen Leben wieder teilzunehmen." Die NRW-Landesregierung wollte zunächst nichts zu der Anklageerhebung sagen.
Massenpanik am 24. Juli 2010
Bei der Loveparade am 24. Juli 2010 waren in Duisburg 21 Menschen tödlich verletzt worden. Sie wurden erdrückt und zu Tode getreten als es an einer Rampe zu dem Veranstaltungsgelände zu einer Massenpanik kam. Mindestens 652 Menschen wurden verletzt. Vermutlich Tausende erlitten in dem tödlichen Gedränge psychische Schäden.