Mitarbeiter vor dem Opelwerk Bochum

Spekulationen um Opel-Entscheidungen

Astra-Gerüchte und Konkurrenzkampf

Stand: 08.05.2012, 12:40 Uhr

Der Opel-Vorstand erwägt, die Produktion des Astra ab 2015 komplett vom Stammwerk Rüsselsheim ins Ausland zu verlagern. Grund: Opel schreibt rote Zahlen und muss die Kosten senken. In der kommenden Woche erfahren die Mitarbeiter die Entscheidung - mit weitreichenden Konsequenzen auch für Bochum.

Das Opel-Management will in der nächsten Woche offiziell zu seinen Plänen Stellung nehmen. Wie es scheint, hat das Werk Bochum zumindest das Rennen um den neuen Astra verloren.

Hintergrund ist die diskutierte Verlagerung der Astra Produktion nach Großbritannien und Polen. Der Opel-Betriebsrat äußerte gegenüber WDR.de die Befürchtung, dass das absatzstärkste Modell ab 2015 nur noch im englischen Ellesmere Port und im polnischen Gleiwitz vom Band laufen wird. Dem Unternehmen zufolge ist die Entscheidung aber noch nicht gefallen.

Zweikampf zwischen den Werken möglich

Arbeiter am Fließband bauen Motoren

Keine Chance mehr auf Zuschlag für den den Astra

Ein möglicher Astra-Abzug aus Deutschland bringt auch das Werk Bochum in Gefahr. "Bochum braucht neben dem Zafira dauerhaft noch ein zweites Modell, um mit dem Werk profitabel arbeiten zu können", sagt WDR-Experte Rainer Kuka. Die Chance, dass dies der Astra sein könnte, würde durch die Vorstandspläne zunichtegemacht.

Auch das Rüsselsheimer Werk braucht einen Ersatz, wenn ihm die Astra-Produktion entzogen wird. "Die Lösung für beide könnte sein, dass die Opel-Mutter General Motors die Produktion von Modellen nach Deutschland verlagert", meint Kuka. Tut sie das nicht, sind Rüsselsheim und Bochum unterversorgt, und es wird zu einem Zweikampf zwischen beiden Werken kommen."

Alleingang englischer Betriebsräte?

Ein Verkehrsschild für einen Fussgängerüberweg vor dem Bochumer Werkstor

Haben englische Betriebsräte schon Verhandlungen geführt?

GM's machte 2011 in Europa knapp 750 Millionen Euro Verlust, allein 500 Millionen davon bei Opel. GM verlangt, dass die deutsche Marke innerhalb weniger Jahre in die Gewinnzone geführt wird. Auf einer Liste mit Forderungen des Opel-Managements steht unter anderem, dass verstärkt Leiharbeiter eingesetzt werden sollen. Die Beschäftigten sollen zudem noch einmal auf Lohn verzichten und flexiblen Arbeitszeitmodellen zustimmen.

Es scheint, dass die Engländer mit Blick auf den Astra-Zuschlag die Forderungen absegnen werden. Für den Experten Kuka heißt das aber auch, "dass sie an ihren europäischen Kollegen vorbei mit dem Opel-Vorstand schon längst Verhandlungen geführt haben - obwohl die Betriebsräte nach außen gelobt haben, dass kein einzelnes Werk in Gespräche über das neue Astra-Modell eintreten will."