Gutachter hätten eine Baugefährdung nicht nachweisen können, sagte Feld am Dienstag (28.12.2010). Es sei somit klar, dass die fehlenden Bügel nicht zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 3. März 2009 geführt hätten. Das Gebäude war in eine Baugrube gestürzt, zwei Menschen waren dabei getötet und tonnenweise wertvolle Dokumente verschüttet worden.
Weniger Bügel verbaut als abgerechnet
Als die Fahnder anfingen, die Bauprotokolle für die U-Bahnbaustelle am Historischen Archiv zu sichten, hatte sich schnell heraus gestellt, dass beim Bau weniger stabilisierende Stahlbügel verbaut als abgerechnet wurden. Ob und wie viele Stahlbügel auch an anderen Baustellen für Kölner U-Bahnhaltestellen fehlen, kann nach Angaben von Feld nicht mehr festgestellt werden: "Wir wissen also nichts Genaues über die Gesamtdimension, da kann man nur Vermutungen anstellen." Eine Gefährdung, erklärt Feld dennoch, liege jetzt nicht mehr vor.
Ausmaß kaum zu erfassen
Die Stahl-Träger werden in einer frühen Bauphase gebraucht, um die dicken Tunnelwände aus Beton zu errichten. Wenn diese äußerst festen Wände einmal stehen, sind die Stahlbügel einbetoniert und haben ihre Aufgabe erfüllt. Das macht es auch so schwierig, das Ausmaß des Stahl-Klaus zu erfassen.
Schwerpunkt
Relativ milde Strafen
Die Kölner Ermittler konnten nur den Diebstahl von Material im Wert von knapp 4.000 Euro nachweisen. Zwei am Bau beteiligte Personen sollen dafür bald angeklagt werden. Sie dürfen aber wohl mit relativ milden Strafen rechnen. Die Razzia bei einem Schrotthändler brachte dagegen kein Ergebnis. "Die Taten lagen schon zu lange zurück", so Günther Feld: "Es handelte sich ja nicht um besondere Teile, sondern um irgendwelche schlichten, simplen Stahlbügel, die man bei einem Altwarenhändler nach dieser langen Zeit nicht mehr finden konnte."
Noch immer keine handfesten Ergebnisse
Die Ermittlungsgruppe von Polizisten und Staatsanwälten begann ihre Arbeit kurz nach dem Unglück. Die Fahnder sitzen in provisorischen Büros in der Nähe der Einsturzstelle im Kölner Severinsviertel. Unterstützt werden sie von Wissenschaftlern und Ingenieuren. So richtig voran kommen die Ermittler derzeit aber nicht. Handfeste Ergebnisse bei der Aufklärung der Einsturz-Ursache sind nach wie vor nicht abzusehen.
Unregelmäßigkeiten bei der Errichtung
Die weiteren Ermittlungen konzentrieren sich Ende 2010 auf die Fälschung von Bauprotokollen und unterirdische Schutzwände, die die U-Bahngrube am Stadtarchiv gegen eindringendes Grundwasser sichern sollten. Ersten Erkenntnissen zufolge soll es bei der Errichtung dieser Wände Unregelmäßigkeiten gegeben haben.
Archivalien im Grundwasser
Das können sich die Ermittler bisher aber nur aus den Papieren zusammen reimen, denn die eigentliche Schadensstelle können sie immer noch nicht untersuchen. Tief im Grundwasser der Baugrube liegen immer noch Archivalien, die umständlich geborgen werden müssen. Wenn diese Bergungsarbeiten vermutlich im Frühjahr 2011 abgeschlossen sind, soll ein unterirdisches Gerüst errichtet werden. Ohne dies wäre der Aufenthalt in der immer noch instabilen Baugrube für die Ermittler lebensgefährlich. "Das Bauwerk wird uns erst in die Lage versetzen, an die eigentliche vermutliche Schadensstelle zu kommen", erläutert Günther Feld. Er fügte hinzu: "Dann wird man hoffentlich sehen, was die Ursache war. Und wenn man die Ursache kennt, wird man wahrscheinlich auch wissen, wer dafür verantwortlich war."