Kölner OB stolpert über Stadtarchiv-Einsturz
Die Akte Schramma
Stand: 31.08.2009, 13:11 Uhr
Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) trat bei der Kommunalwahl 2009 nicht wieder an. Sein Krisenmanagement nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs war von vielen Seiten kritisiert worden. Eine Übersicht der Ereignisse.
Fritz Schramma (CDU) war von 2004 bis 2009 Oberbürgermeister der Stadt Köln. "Köln ist mein Traumjob", sagte er gerne. Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 3. März 2009 geriet der Job wohl immer mehr zum Albtraum - und er selbst immer mehr in die Kritik. So beanstandete beispielsweise Krisen-Berater Thomas Müller in einem Interview mit WDR.de schwerwiegende Fehler des Amtsträgers. "Erst forderte er einen Baustopp und wenig später musste er zurückrudern", sagte Müller. Damit habe Schramma seine Glaubwürdigkeit als Entscheider und Manager verspielt. Das war Mitte März 2009.
26. März 2009: Staatsanwaltschaft Köln ermittelt
Ende März geriet Schramma in den Fokus staatsanwaltlicher Ermittlungen. Was war passiert? Der Oberbürgermeister hatte angeblich zwei Sitzungen des Koordinierungsstabes zum Archiv-Einsturz ohne Wissen der Beteiligten mitgeschnitten, lautete der Vorwurf. "Wir verfolgen den Anfangsverdacht der Verletzung der Vertraulichkeit des Worts", sagte Oberstaatsanwalt Günther Feld. Das ist keine Lappalie. Ein Verstoß gegen die Vertraulichkeit des Wortes durch Amtsträger kann mit einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Schramma verteidigte sich: Das Aufnahmegerät sei eine "Riesenkiste" gewesen und die Tonbänder seien geräuschvoll gewechselt worden.
29. März 2009: Schramma gibt auf
Nur drei Tage später ließ Schramma die Katze aus dem Sack. Er gab bekannt, dass er bei der Kommunalwahl im Herbst 2009 nicht mehr als Spitzenkandidat der CDU antreten werde. "Respekt vor den Opfern und Betroffenen gebietet es, das Unglück aus dem Wahlkampf heraus zu halten", so Schramma in seiner Erklärung.
Am gleichen Abend: CDU sucht Nachfolger
Gleich nach der überraschenden Rückzugsankündigung Schrammas ging bei der Kölner CDU die Suche nach einem Ersatzkandidaten los. Der Fraktionsvorsitzende Winrich Granitzka sprach davon, dass der Schritt Schrammas für seine Partei ein erhebliches Problem bedeute. Es werde schwer, einen Nachfolger zu finden. Das Votum ging schließlich an Peter Kurth, der die Wahl allerdings gegen den SPD-Kandidaten Jürgen Roters verlor.
6. April 2009: Ermittlungen eingestellt
Anfang April stellte die Kölner Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Schramma ein. Der "Verdacht der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes" habe sich nicht bestätigt, teilte eine Sprecherin der Stadt Köln mit. Schramma zeigte sich erleichtert: "Die umgehende Einstellung des Ermittlungsverfahrens macht deutlich, was an der Sache wirklich dran ist."