Bezirksregierung plant landesweite Sicherheits-Checks
Weitere Prüfungen nach Bau-Pfusch
Stand: 24.02.2010, 14:10 Uhr
Nach den Betrugsvorwürfen beim Bau der U-Bahnen in Köln und Düsseldorf will es die Bezirksregierung in Düsseldorf genau wissen. Die Behörde hat alle NRW-Kommunen aufgerufen, ähnliche Großprojekte der vergangenen 40 Jahre zu melden.
Die Behörde wolle mit dem Schritt auf "Nummer sicher" gehen, erklärte ein Sprecher der Düsseldorfer Bezirksregierung am Mittwoch (24.02.2010). Die Behörde ist zuständig für den U-Bahn-Bau in ganz NRW. Gegebenenfalls will sie noch vorhandene Unterlagen der Großprojekte überprüfen. Kriterium sei die Größe des Projektes und nicht, welche Firmen gebaut haben, sagte der Sprecher weiter. Betroffen seien landesweit Anlagen in mehr als zehn Städten, darunter auch die Wuppertaler Schwebebahn sowie Projekte in Essen, Dortmund, Mülheim, Oberhausen oder Duisburg. "Wir möchten als Aufsichtsbehörde sagen können, dass wir alles getan haben", so der Sprecher.
Auch der Landesbetrieb Straßenbau, Straßen NRW, nimmt größere Baustellen ins Visier. Sorgen um die Brücken- oder Tunnelbauten von Bilfinger Berger müssen sich die Bürger nach Einschätzung von Straßen NRW aber derzeit nicht machen. Von einer akuten Gefährdung sei aufgrund der ohnehin engmaschigen Sicherheitskontrollen der Meistereien nicht auszugehen, erklärte eine Sprecherin.
Weitere Mängel wahrscheinlich?
Die Überprüfung früherer U-Bahn-Bauten in den NRW-Städten werde "mit großer Wahrscheinlichkeit" weitere Mängel aufdecken, erklärte der Präsident der nordrhein-westfälischen Ingenieurkammer Bau, Heinrich Bökamp. Er forderte als Konsequenz aus den Vorfällen in Düsseldorf und Köln stärkere externe Kontrollen. Diese müsste von der Bauaufsicht oder unabhängigen Firmen durchgeführt werden. "Sicherheit entsteht nicht von alleine, man muss sich darum kümmern", sagte Bökamp gegenüber WDR 2. Die Arbeiter müssten wissen, dass sie kontrolliert werden.
Betrugs-Vorwürfe in Düsseldorf
Im Zusammenhang mit dem Pfusch beim Düsseldorfer U-Bahn-Ausbau prüft die Staatsanwaltschaft unterdessen die Aufnahme von Ermittlungen. Dazu sei ein Sonderdezernat, bestehend aus einem Oberstaatsanwalt und einem Staatsanwalt, eingerichtet worden, sagte Oberstaatsanwalt Johannes Mocken.
Ein Sprecher des für die Bauarbeiten verantwortlichen Konzerns Bilfinger Berger hatte am Dienstag (23.02.2010) bereits eingeräumt, dass es zu Unregelmäßigkeiten bei den Vorarbeiten zum Bau der Düsseldorfer U-Bahn-Linie gekommen sein könnte. Bei sechs von insgesamt 500 Schlitzwänden könne es möglich sein, dass notwendige Baumaterialien nicht im vorgeschriebenen Umfang eingebaut worden seien. Die verantwortlichen Mitarbeiter seien bereits im Zuge der Vorfälle beim Bau der Kölner U-Bahn freigestellt worden. Nach den Querelen um den Kölner U-Bahn-Bau hatte die Düsseldorfer Stadtverwaltung zusätzliche externe Prüfingenieure für die neue "Wehrhahn-Linie" eingeschaltet.