Die Commerzbank stärkt mit der Übernahme der Dresdner Bank ihre Position im deutschen Markt und rückt zumindest etwas näher an den Marktführer Deutsche Bank heran. Die neue Commerzbank ist dabei vor allem im Mittelstandsgeschäft stark. Damit bedrängt sie in diesem Segment vor allem die Landesbanken, die in diesem Geschäftsfeld traditionell verhaftet sind. Die Commerzbank setzt sich dadurch auch von der Landesbank Baden-Württemberg ab, der Nummer Drei unter den deutschen Banken.
"Hier entsteht im Mittelstandsgeschäft ein schlagkräftiger Konkurrent", sagt Thomas Hartmann-Wendels, Professor für Bankbetriebslehre an der Uni Köln. Sobald die Integration der neuen Bank abgeschlossen sei könne die WestLB in diesem Kerngeschäft heftig bedrängt werden.
Schwerpunkt
"Commerzbank ist mit sich beschäftigt"
Die Commerzbank hatte bereits nach dem Ende des Kalten Krieges sehr engagiert Beteiligungen in Ost- und Südosteuropa aufgebaut und begleitet viele deutsche Mittelständler bei ihrem Weg ins Ausland. Die Dresdner Bank bringt ebenfalls ein starkes Privatkunden- aber auch Mittelstandsgeschäft ein. Trotzdem bleiben die Sparkassen zumindest nach außen gelassen.
"Der neue Konkurrent schreckt die Sparkassen nicht", sagte Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. "Die Sparkassen sind mit Abstand Marktführer im Mittelstandsgeschäft." Zudem werde die Commerzbank mindestens zwei Jahre mit sich selbst und der Zusammenlegung der beiden Institute beschäftigt sein und in dieser Zeit den Markt kaum verstärkt bearbeiten können.
Dies gäbe vor allem der WestLB mehr Zeit, die gerade ihr Geschäftsmodell umbaut und verstärkt auf den Mittelstand setzen will. "Wir bauen unser Geschäft hier ganz gezielt aus", sagt Hans Albers von der WestLB. "Dabei ist klar, dass wir hier gerade durchstarten und noch nicht am Ziel sind." Mit den Sparkassen wurde vereinbart, dass die WestLB dabei auch gezielt auf Kunden zugehen kann, die weniger als 250 Millionen Euro Jahresumsatz machen. Lediglich Kunden mit weniger als 50 Millionen Euro Jahresumsatz sind für die Landesbank weiterhin tabu und werden nur von den Sparkassen betreut.
Zeitdruck für Landesbanken
Die Fusion der beiden großen Geschäftsbanken zeigt, dass sich das Tempo beim Umbau des Bankensektors in Deutschland erhöht. Gerade erst wurde die angeschlagene Düsseldorfer IKB, auch ein Mittelstandsexperte, an einen Finanzinvestor verkauft. Mit der Bonner Postbank steht noch immer ein Institut zum Verkauf, das vor allem im Privatkundengeschäft stark ist. Hohe Zeit also für die Landesbanken, sich ebenfalls zu größeren, schlagkräftigeren Einheiten zusammenzuschließen.
Solange allerdings die Risiken aus der US-Finanzkrise nicht endgültig geklärt sind, würden Entscheidungen noch auf sich warten lassen, heißt es aus Landesbanken-Kreisen. Zudem müsse wahrscheinlich erst die Landtagswahl in Bayern abgewartet werden, bevor die Debatte wieder neu angefacht wird: die BayernLB gehört zu den ersten Kandidaten für eine Übernahme durch eine andere Landesbank, wahrscheinlich die LBBW.