1973: Durch Devisenspekulationen verzockt die 1969 gegründete WestLB fast ihren gesamten Jahresgewinn.
1977: WestLB-Chef Ludwig Poullain stolpert über einen millionenschweren Beratervertrag und legt sein Amt nieder. Vom Vorwurf der Untreue, des Betrugs und der Bestechlichkeit wird er aber freigesprochen. Poullain wird später zu einem der schärfsten Kritiker der WestLB-Entwicklung. "Die Bank hat ohne Geist gelebt, ohne sich klarzumachen, wo ihre Position in Zukunft sein wird", kritisiert er 2012 in einem Zeitungsinterview rückblickend die Strategie der Bank. Dass seine Nachfolger versuchten, aus der WestLB eine Investmentbank zu machen, sei "schon fast Größenwahn" gewesen.
1981: Der Ex-SPD-Landtagsabgeordnete Friedel Neuber übernimmt die Leitung der Bank. Über zwei Jahrzehnte wird der eng mit SPD-Ministerpräsident Johannes Rau verbundene Sozialdemokrat das Institut zu einer immer größeren, politiknahen Bank ausbauen.
1985: Laut späteren Prüfberichten fliegen erstmals SPD-Politiker zumeist gratis bei Charterflügen der WestLB mit. Diese Praxis setzt sich bis Ende der 90er-Jahre fort.
1988: Eine Fusion zwischen WestLB und Hessischer Landesbank (Helaba) scheitert an politischen Widerständen.
1989: Das Europanetz der britischen Standard Chartered Bank wird von der NRW-Landesbank übernommen. Die WestLB will sich damit eine gute Ausgangsposition für den 1992 beginnenden EG-Binnenmarkt sichern. Die WestLB sichert sich zudem 34 Prozent der Anteile an der Touristikgruppe LTU.
1991: Die WestLB beteiligt sich mit 30 Prozent am Stahlkonzern Hoesch.
1990: Die Mehrheit am Kaufhaus-Konzern Horten geht an die WestLB.
1998: Die Rubelkrise und der Zusammenbruch des russischen Anleihemarkts brockt der WestLB einen Milliardenverlust ein.
1999: Die Vergangenheit holt Johannes Rau, mittlerweile Bundespräsident, ein. Die WestLB hatte Rau private Flugzeuge für Freiflüge zur Verfügung gestellt; sie soll auch die Feier zu seinem 65. Geburtstag gesponsert haben. Ein Untersuchungsausschuss ermittelt. Der Präsident schweigt zunächst zur Flugaffäre, räumt dann aber Fehler ein und muss zugeben, bei den Freiflügen Dienstreisen mit Parteiterminen verknüpft zu haben. Ein Untersuchungsausschuss im Landtag kommt später zu dem Ergebnis, dass die Landesregierung die WestLB-Flugbereitschaft in gut zehn Jahren insgesamt 102 Mal benutzt hatte, ohne die entstandenen Kosten in Höhe von etwa 900.000 Euro zu begleichen.
2001: Umweltschützer und kirchliche Gruppen kritisieren das finanzielle Engagement der WestLB beim Bau einer Erdöl-Pipeline durch ein Schutzgebiet in Equador. Die Bank muss sich eine Mitverantwortung an verseuchten Amazonasgebieten und zerstörten Lebensgrundlagen von indianischen Gemeinschaften in Südamerika vorwerfen lassen.
2002: Der Anlagenbauer Babcock-Borsig in Oberhausen geht in Insolvenz. Aufsichtsratschef Neuber gerät wegen Führungsversagen in die Kritik. Die WestLB war mit 10 Prozent an dem Traditionsunternehmen beteiligt.
2003: Die Insolvenz des britischen Fernsehverleihers Boxclever kostet die Bank mehr als 400 Millionen Euro. WestLB-Chef Jürgen Sengera muss seinen Hut nehmen. Das Landgericht Düsseldorf spricht ihn später vom Vorwurf der Untreue frei.
2004: Wegen unerlaubter Beihilfen des Landes NRW muss die WestLB auf Druck der EU 1,4 Milliarden Euro zurückzahlen. Bei der WestLB entsteht ein Verlust von 1,2 Milliarden.
2007: Händler der WestLB verspekulieren sich und setzen 600 Millionen Euro in den Sand. Chef Thomas Fischer tritt zurück. Nachfolger wird Alexander Stuhlmann von der HSH Nordbank.
2008: Stuhlmann wird vom Ex-DZ-Bank-Vorstand Heinz Hilgert abgelöst, der das Management umkrempelt. Zudem wird die WestLB als erste Landesbank von ihren Eigentümern mit Milliardengarantien für Risikopapiere gestützt. In einem ersten Schritt werden 23 Milliarden Euro "toxische Papiere" in eine Bad Bank ausgelagert. Fusionsgespräche mit der LBBW, der Helaba und der DekaBank scheitern.
2009: Die EU-Kommission genehmigt die Garantien der Eigner unter Auflagen. Sie verlangt eine Reduzierung der Geschäfte und bis Ende 2011 den Verkauf der WestLB, die inzwischen wieder Gewinne macht. Um die Bank in ruhigeres Fahrwasser zu bringen, werden Risikopapiere im Volumen von insgesamt rund 77 Milliarden Euro ausgelagert. Im Mai legt Hilgert überraschend sein Amt nieder, ihm folgt Dietrich Voigtländer.
2010: Die Auslagerung der Altlasten in die Bad Bank ruft die EU-Kommission auf den Plan. Ihrer Ansicht nach sind dabei rund 3,4 Milliarden Euro unzulässige Beihilfen geflossen. EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia verpflichtet das Institut deshalb, einen neuen Restrukturierungsplan vorzulegen.
2012: Die einstmals größte Landesbank in Deutschland wird auf Druck der EU-Kommission zerschlagen. Das Sparkassengeschäft der WestLB in der Größenordnung von rund 40 Milliarden Euro geht zum 1. Juli 2012 auf die Helaba über. Übrig bleiben nur die Bad Bank Erste Abwicklungsanstalt (EAA) und der Finanzdienstleister Portigon.
2013: Das Erbe der WestLB lastet weiter auf den Steuerzahlern. Nach Angaben des NRW-Finanzministeriums werden die Gesamtlasten durch das jahrelange WestLB-Debakel bei etwa 18 Milliarden Euro liegen.
16.04.2013: Alle fünf Fraktionen im Düsseldorfer Landtag beschließen auf ihren Sitzungen einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu Entwicklung und Niedergang der einstigen Landesbank seit Anfang der 80er. Damit könnte der Untersuchungsausschuss bereits in der kommenden Woche vom Parlament eingesetzt werden. Dem Grundsatzbeschluss waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen. Der Ausschuss soll nun Managementfehler, politische Einflussnahmen und mögliche weitere Folgekosten beleuchten und aufspüren. Die Arbeit des Gremiums könnte sich über Jahre hinziehen. Als Zeugen könnten die Ex-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (damals SPD), Peer Steinbrück (SPD) und Jürgen Rüttgers (CDU) geladen werden.
Zusammengestellt von Martin Teigeler.