Nach dem Ende der Gespräche mit der BayernLB will die WestLB nun Chancen für ein Zusammengehen mit anderen Landesbanken prüfen. "Die Konsolidierung im Landesbankensektor ist ein herausforderndes Projekt, das war und ist allen Beteiligten klar. Die WestLB wird auch in Zukunft in diesem Rahmen Fusionsoptionen ausloten", erklärte der Veräußerungsbeauftragte für die WestLB, der CDU-Finanzexperte Friedrich Merz, am Donnerstag (04.11.2010).
Verkaufsprozess mit Annonce gestartet
Parallel dazu und im Einklang mit den Auflagen der EU-Kommission werde der laufende Verkaufsprozess für die WestLB planmäßig vorangetrieben. "Das im Rahmen dieses Prozesses bereits registrierte Interesse an der WestLB-Kernbank zeigt, dass die Bank strategisch und operativ auf dem richtigen Weg ist", teilte Merz mit. Der Verkaufsprozess für die WestLB war Ende September mit einer Annonce gestartet worden. Innerhalb von vier Wochen sollten sich Interessenten melden. Ein Verkauf ist keine leichte Sache: Die WestLB hat risikoreiche und nicht mehr zum Kerngeschäft gehörende Papiere im Volumen von 77 Milliarden Euro in eine Abwicklungsanstalt, einer so genannten "Bad Bank", ausgelagert.
NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) teilte mit, von dem Ziel der Konsolidierung nicht abzurücken: "Ich werde mich als Aufsichtsrat der WestLB dafür einsetzen, die Suche nach Fusionsoptionen im Landesbankensektor mit unvermindertem Engagement fortzusetzen."
Schwerpunkt
Etliche Planspiele in der Diskussion
Bei den Fusionsüberlegungen für die Landesbanken war immer wieder auch ein Zusammenschluss der WestLB mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) und dem Fondsspezialisten DekaBank ins Gespräch gebracht worden. Allerdings scheiterten bislang Anläufe in diese Richtung. Auch die Landesbank Berlin, die zum Teil Sparkassen in Nordrhein-Westfalen gehört, wird in Planspielen für Landesbankenfusionen genannt. Klar ist nur: Bis 2011 muss die WestLB gemäß einer EU-Auflage verkauft sein.
WestLB enttäuscht
Die WestLB nahm die negative Entscheidung der BayernLB denn auch "mit Bedauern zur Kenntnis". Vorstandsvorsitzender Dietrich Voigtländer erklärte: "Aus Sicht der WestLB stellten sich die Perspektiven einer fusionierten Bank bereits zu diesem frühen Zeitpunkt positiv dar. Daher wäre eine vertiefte Prüfung eines Zusammenschlusses sinnvoll und aussichtsreich gewesen." Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) betonte hingegen, der BayernLB-Vorstand habe die Gespräche von Anfang an ergebnisoffen geführt: "Insofern ist die Entscheidung des Vorstands zum Abbruch der Fusionsgespräche konsequent und unter sachlichen Gesichtspunkten richtig."
Das vorzeitige Ende der Gespräche nach sechswöchigen Verhandlungen hatte die BayernLB damit begründet, dass die Prüfung zu "keinem befriedigenden betriebswirtschaftlichen Ergebnis" geführt habe. Diese Erklärung überrascht, da sich die Vorstände beider Banken nach Insiderinformationen bislang in erster Linie über Strategien ausgetauscht hätten. Eine eingehende Prüfung der Bücher habe es noch gar nicht gegeben.
Aus trifft auch die Sparkassen
Bei einem Zusammenschluss von WestLB und BayernLB wäre gemessen am bisherigen Umfang der Geschäfte das drittgrößte deutsche Geldhaus nach Deutscher Bank und Commerzbank entstanden. WestLB und BayernLB sind Zentralbanken für 181 Sparkassen in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Das Aus für die Landesbanken-Fusion trifft deshalb auch die Sparkassen in Deutschland. Schließlich gab es schon mehrere Anläufe, die Zahl der Landesbanken zu verringern und damit dauerhafte Einsparungen zu erzielen. Am Ende des Prozesses sollte in Nordrhein-Westfalen eine effiziente Sparkassen-Zentralbank stehen.
Das Scheitern der Fusion ist somit ein schwerer Rückschlag für die besonders vom Bund geforderte Neuordnung des öffentlich-rechtlichen Bankensektors. Die Landesbanken waren in der Finanzkrise mit milliardenschweren Staatshilfen am Leben gehalten worden.