Dünner Gewinn vor dickem Ende
Gewinne bei der WestLB-"Bad Bank"
Stand: 22.04.2013, 18:41 Uhr
Die "Erste Abwicklungsanstalt" (EAA) der WestLB hat nach zwei herben Verlustjahren 2012 einen vergleichsweise bescheidenen Gewinn von knapp sieben Millionen Euro erzielt. Warum der Steuerzahler am Ende aber doch fünf Milliarden wird zahlen müssen, erklärt WDR-Wirtschaftsexperte Klaus Scheffer.
WDR.de: Die "Erste Abwicklungsanstalt" (EAA) der WestLB hat nach Verlusten in den Vorjahren nun einen Gewinn von 6,6 Millionen Euro ausgewiesen. Das kling wenig, ist aber ein gutes Zeichen, oder?
Klaus Scheffer: Das ist insofern ein gutes Zeichen, weil es das erste Mal ist, dass sie Gewinn gemacht hat. Das sind im Wesentlichen Zinsgewinne. Im letzten Jahr hätte die EAA auch schon Gewinn machen oder zumindest eine schwarze Null schreiben können. Da ist denen aber der Schuldenschnitt für Griechenland dazwischen gekommen. Weil die EAA auch noch Griechenland-Engagements hatte, mussten sie 850 Millionen Euro abschreiben. Und das führte im letzten Jahr zu dem scheinbar großen Verlust von knapp 900 Millionen Euro. Aber letzten Endes standen die in den letzten zwei Jahren schon relativ gut da, weil das Geschäft ganz gut läuft.
WDR.de: Was passiert nun mit dem Gewinn, wer profitiert davon?
Scheffer: Das geht natürlich in die Bilanzsumme der EAA ein. Wenn man aber sieht, dass die insgesamt mit Größenordnungen von knapp 200 Milliarden Euro hantieren, dann sind knapp sieben Millionen natürlich nicht viel. Aber es macht sich einfach besser, wenn man einen kleinen Gewinn statt Verluste ausweist.
WDR.de: Man hört im Zusammenhang mit der EAA immer den Begriff "Bad Bank", dabei ist sie doch gar keine Bank mehr?
Scheffer: "EAA steht besser da, als sie selber geglaubt hatte"
Scheffer: Richtig. Die EAA ist keine Bank. Deshalb wehren sie sich auch immer gegen den Begriff. Denn auf der einen Seite sagt die EAA, bei ihnen sei nicht alles "bad", sie hätten auch eine ganze Menge Positives von der WestLB übernommen. Und das ist ja auch das, was jetzt relativ erfolgreich abgestoßen wird. Zum anderen wehrt sich die EAA gegen den Begriff "Bank", denn sie dürfen kein Neugeschäft machen. Die sind nur dafür gegründet, Geschäftsbereiche der WestLB und Zertifikate abzustoßen.
WDR.de: Und wie klappt das, haben sie tatsächlich Erfolg?
Scheffer: Die stehen eigentlich viel besser da, als sie selber zu Beginn geglaubt hatten. Laut ihrem eigenen Zeitplan wollten sie die 77,5 Milliarden Euro, die in der ersten Tranche 2010 ausgelagert wurden, bis Ende 2014 halbieren. Und da sind sie jetzt schon, also Ende 2012/Anfang 2013. Sie sagen, sie sind ihrem eigenen Zeitplan zwei Jahre voraus.
Eigentlich würde man denken: Wenn etwas verkauft wird, gehen zuerst die guten Sachen weg und die Ladenhüter bleiben liegen. Heute hat die EAA allerdings gesagt, dass sie auch schon eine ganze Menge dieser sogenannten "Schrottpapiere" verkauft haben. In der Sprache der Banker ist das das sogenannte "Phoenix-Portfolio". Das war der Teil, der zum großen Teil Schrott enthielt, vielfach auch amerikanische Immobilien-Zertifikate. Davon sind sie bisher rund 30 Prozent losgeworden. Jetzt sind diese Papiere wieder attraktiver geworden, denn in den USA hat die Immobilienbranche wieder Hochkonjunktur.
WDR.de: Aber auf den Steuerzahler kommen letztendlich Verluste zu?
Sparkassen und Land haften
Scheffer: Dieses Phoenix-Portfolio ist mit Garantien von Land und Sparkassen als frühere Besitzer der WestLB von fünf Milliarden Euro ausgestattet. Die sind vermutlich weg. Die sind zwar jetzt noch nicht weg, aber im Laufe der Zeit und ganz am Ende wird wirklich der Schrott liegen bleiben. Man geht davon aus, dass bis zum Ende der EAA diese fünf Milliarden auf jeden Fall auch gebraucht werden.
Das Gespräch führte Rainer Striewski.