"Ich wünsche mir einen neuen Papst, der kinderfreundlich ist", "Ein Papst aus Afrika wäre toll", "Ich möchte nicht Papst sein. Zu viel Stress", so fachsimpeln die Kommunionskinder der Pfarre Herz Jesu in Mönchengladbach über die bevorstehende Papstwahl. An der Basis der katholischen Kirche tauschen sich Gemeindemitglieder und Mitarbeiter über die Neuwahl und den Rücktritt des Heiligen Vaters aus.
"Viele sind beeindruckt von Papst Benedikts Schritt. Da ist ein Mann, der seine Grenze erkennt und sie nicht überschreitet", sagt Pfarrer Michael Schicks. Benedikt zeige uns seine menschliche Seite in einer Zeit, in der die Gesellschaft den Fokus legt auf Jugendlichkeit, Stärke und Perfektion. Schicks: "Wir alle dürfen alt werden, Schwäche zeigen und der Natur entsprechend handeln." Was den neuen Papst angeht, ist Michael Schicks zurückhaltend und sagt: "Ich kann schlecht einschätzen, wie sich die 115 Kardinäle entscheiden. Vielleicht ein Papst aus einem anderen Kontinent. Gut wäre jemand mit viel Energie."
"Ein Papst aus Afrika würde neue Impulse geben"
"Der Rücktritt kam für mich sehr überraschend. Ich habe das zunächst für einen Karnevalsscherz gehalten", erinnert sich Gemeindereferent Roland Weber an Rosenmontag 2013, als Benedikt XVI. bekannt gab, dass er sein Amt aufgibt. Er sei ein Papst gewesen, der sehr feinfühlig versucht hat, die Kirche zu prägen, sagt Weber und ergänzt: "Von seinem Nachfolger wünsche ich mir, dass er auf die verschiedenen Gruppen zugeht. Er sollte die Lebendigkeit des Glaubens verdeutlichen, Orientierung bieten und Zuversicht vermitteln." Der Gemeindereferent war vor etwa 20 Jahren in Ghana und hat dort ein fröhliches Kirchenleben kennengelernt. Weber: "Ein Papst aus Afrika würde neue Impulse geben."
Einstellung wichtiger als das Alter
Peter Turkson aus Ghana gilt als aussichtsreichster Kandidat aus Afrika. Eine Gruppe von Missbrauchsopfern hatte vergangene Woche eine schwarze Liste veröffentlicht, in der sie auch Turkson belasten. Sie erheben schwere Vorwürfe gegen insgesamt zwölf Kardinäle. Diese Teilnehmer des Konklaves hätten sich verharmlosend zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche geäußert und pädophile Geistliche geschützt.
"Sollten die Vorwürfe stimmen, dann dürften diese Kardinäle gar nicht zur Wahl stehen", findet Barbara Ehren, die sich ehrenamtlich in der Gemeinde Herz Jesu engagiert. Den Entschluss von Papst Benedikt zurückzutreten, empfindet sie als Zeichen von Stärke. "Es war sehr mutig, und ich habe vollen Respekt vor dieser Entscheidung", sagt Barbara Ehren. Das Alter des neuen Papstes sei unerheblich, wichtiger sei dessen Einstellung, so Ehren: "Ich freue mich auf den neuen Papst und hoffe, er ist weniger konservativ als Papst Benedikt. Er sollte neue Akzente setzen und Reformen anstreben."
Personelle Veränderung im Bistum relevanter
Katrin Ebbinghaus, Kantorin der Gemeinde Herz Jesu, hat keinerlei Erwartungen an den neuen Papst. Die Situation für Kirchenmusiker in Deutschland sei schwierig - es fehle an Geld und die personelle Besetzung sei dünn, berichtet Ebbinghaus. Benedikt ist für seine Musikalität bekannt, betonte stets, Kirchenmusik stelle einen "Reichtum von unschätzbarem Wert" dar. "Schön, dass Papst Benedikt Kirchenmusik liebt, aber wir an der Basis haben leider nichts davon. Daran ändert wahrscheinlich auch ein neuer Papst nichts. Für unsere Arbeit wären personelle Veränderung im Bistum relevanter", sagt die Organistin.
Fröhlich, barmherzig und mutig
Küster Michael Franken zweifelt an dem Bild, das die Medien von Papst Benedikt gezeichnet haben. "Diejenigen, die ihm persönlich begegnet sind, erzählen von einem sehr bescheidenen Menschen. Er wollte nie Karriere machen, hatte es nie auf das Amt abgesehen. Und als er gewählt wurde, hat er die Verantwortung angenommen und auf seine Weise der Kirche gedient", sagt Franken. Er hofft, dass der neue Papst fröhlich, barmherzig und mutig ist. "Er soll keinen Anforderungskatalog aufstellen, sondern einladen zu einem lebendigen Glauben", so Franken. Vielleicht sei es an der Zeit für ein neues Konzil, bemerkt Franken, denn die Menschen würden sich mit vielen Fragen beschäftigen zu Themen wie Armut, Homosexualität, Umweltschutz, Kriege und die Rolle der Frau. Franken: "Wer auch immer es wird, ich wünsche ihm viel Kraft!"