Knapp 100 Jahre Geschichte aus der Sicht der Jungen, die historisch viel bewegt haben, aber immer auch selber "bewegt" waren – so ist Geschichte im Fernsehen noch nicht erzählt worden. Eine spannende Reise mit allen Sinnen, manchmal nostalgisch, und mit viel Musik - das ist "Junges Deutschland".
Die beiden Schauspieler Anna Maria Mühe und Kostja Ullmann sind im Heute zu sehen in einem Loft, das dem aktuellen jugendlichen Wohnen entspricht – zwischen historischen Tagebüchern, Fotoalben, Filmrollen und Exponaten aus der deutschen Jugendgeschichte. Von hier aus reisen sie zurück in der Zeit: in aufwändigen Nachinszenierungen im filmischen Look der jeweiligen Epoche, aber auch als fiktive Handelnde im historischen Originalmaterial.
Eine rasante filmische Collage
Sie lesen Tagebücher, Briefe, Aufsätze junger Deutscher – Original-Dokumente aus historischen Sammlungen und Archiven. Und werden im Film selbst zu den Jungendlichen, die sie zitieren. Sie sind Dienstmädchen und Kriegsfreiwilliger im Kaiserreich, BDM-Mädchen und Widerständler während der Nazi-Diktatur, Rudi Dutschke-Fans, Punks und Disco-Gänger. Sie demonstrieren gegen die Atomkraft und für die Öffnung der Mauer. Sie teilen die Sehnsüchte, Hoffnungen und Ängste der damals jungen Deutschen und bringen sie uns in einer rasanten filmischen Collage nahe.
Die Produzenten über ihre eigene Jugendzeit
Benjamin Seikel: "Die 80er- und 90er-Jahre, in die meine Kindheit und Schulzeit fallen, erscheinen mir heute, nicht zuletzt unter den aus unserem Film gewonnen Eindrücken, als sehr komfortable und wohlbehütete Epoche. Existenzielle Nöte, wie wir sie darin vielfach darstellen, mussten in meiner Generation nur sehr wenige erleben. Wahrscheinlich war das politische Engagement damals auch deswegen deutlich verhaltener als beispielsweise das meiner Elterngeneration, die noch in den späten 60er und 70er-Jahren heftige gesellschaftliche Umbrüche und Spannungen erlebt hat. Wenn uns trotz unserer sozioökonomischen Sicherheit ein Thema in Angst versetzt oder gar auf die Straße getrieben hat, dann waren es meist – auch das ist eine beeindruckende Lehre aus unserem eigenen Film – Sorgen, die schon ältere Generationen mit ähnlichem Nachdruck geltend gemacht haben. Die Bedrohung durch die zivile und militärische Nutzung der Atomkraft etwa, die auch meine Jugend geprägt hat und die unlängst durch geopolitische Krisen infolge der atomaren Bewaffnung des Irans und Nordkoreas sowie durch die Katastrophe von Fukushima in Erinnerung gerufen wird, war den Menschen bereits in den 50er-Jahren bewusst und Anlass genug, vehement zu protestieren und zu demonstrieren."
Anna Maria Mühe als Rudi-Dutschke-Fan mit Freundinnen in der süddeutschen Provinz 1968.
Christian Bettges: "Meine eigene Jugend erlebte ich an der Schwelle von den 70er- zu den 80er-Jahren. Die musikalische Entwicklung dieser Zeit deckt meine mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Doku-Reihe "Pop 2000 – 50 Jahre Popmusik und Jugendkultur in Deutschland" sozusagen schon ab. Jetzt wollten wir die Schraube weiter drehen. So ging es mir noch einmal mitten ins Herz, Anna Maria Mühe in einem Jugendzimmer aus den frühen 80ern zu Musik von Pink Floyd mit ihrem Vater über das politische Weltgeschehen streiten zu sehen. Unser Kostüm, unsere Ausstattung und Anna Maria selbst haben da eine derart originalgetreue Szenerie entworfen, dass in einem ganz alltäglichen Rahmen Geschichte wieder wirklich lebendig wird."
"Junges Deutschland" ist eine Produktion der C-Films (Deutschland) und SMP Signed Media Produktion; im Auftrag von NDR und WDR für Das Erste; Postproduktion von Soundbase Studios; gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film-und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen.