Bayerische Originale: Woid Woife, Tillis Hof, Weißwurst und Bärwurz

Stand: 16.10.2022, 20:15 Uhr

Woidler werden die Bewohner des Bayerischen Waldes genannt. Sie genießen das Leben in der Natur, pflegen ihre Traditionen und sind stolz auf ihre kulinarischen Köstlichkeiten.

"Woid Woife"

Im Bayerischen Wald werden die Einwohner liebevoll "Woidler" genannt. Der wohl bekannteste Waldbewohner in vielleicht ganz Bayern ist der "Woid Woife", der Waldwolf. Wolfgang Schreil, wie Woid Woife eigentlich heißt, lebt in Bodenmais. Den Großteil der Zeit verbringt er aber tief im Wald. Sein Zuhause ist ein alter Bauwagen. Er liegt versteckt zwischen Bäumen und Unterholz und ist dekoriert mit Bussardkrallen, Falkenfedern und ausgestopften Tieren. Auf selbst gezimmerten Regalen stapeln sich Naturbücher und hausgemachter Bärwurz. Früher war er Bodybuilder, heute ist er Totengräber – hauptsächlich aber Waldschrat. Wolfgang Schreil kennt den Wald so gut wie kaum ein anderer. Er lebt mit der Natur, hegt und pflegt Waldtiere und gilt als Tierflüsterer. In seinen Büchern und Vorträgen versucht er den Menschen die Geheimnisse des Waldes und die Kraft der Natur nahezubringen.

Tillis Hof

In der Nähe des Städtchens Regen liegt der 200 Jahre alten Vierseithof von Marie-Luise "Tilli" Freimuth. Hier gibt es keine Mobiltelefone und keinen Strom, stattdessen echte Handarbeit und viel Zeit und Ruhe. Entschleunigung ist angesagt. Auf Tillis Hof nehmen Gäste eine Auszeit und tauchen für einige Tage in den bäuerlichen Alltag des Jahres 1900 ein. Sie wohnen in rustikalen Schlafkammern oder – wie die Knechte und Mägde damals – auf dem Dachboden und müssen mitarbeiten: Holz hacken, die Wiese mit der Sense schneiden, Gemüse und Kräuter ernten, gemeinsam kochen. Ein Anliegen von Tilli ist, sich wieder bewusst zu machen, wie die Menschen mit und von der Natur leben können.

Weißwurst und Bärwurz

Mitten durch den Bayerischen Wald verläuft der 49. Breitengrad und markiert hier den sagenumwobenen Weißwurstäquator. Am Ortseingang von Zwiesel wurde am 19. Oktober 2013 ein Denkmal enthüllt: ein Globus mit einer Weltkugel und einer Weißwurst, die auf einem Felsen thront. Und in Bodenmais steht die Bronzestatue der Bayerischen Weißwurstkönigin, die hier jedes Jahr gekürt wird. Der Ort ist auch die Heimat von Bertl Fritz, dem Bayerischen Weißwurstbotschafter und Mitbegründer der Königlichen Weißwurstschule. Hier bietet er Seminare an, bei denen die Teilnehmenden alles über Produktion, Geschichte und Verzehr der Weißwurst kennenlernen – Verkostung inklusive. Nach erfolgreicher Abschlussprüfung gibt es das Weißwurstdiplom.

Zum Weißwurst-Frühstück gehört neben süßem Senf und frischen Brezeln auch ein Weißbier. Abgerundet wird die Mahlzeit gerne mit einem Bärwurz oder Blutwurz. Auf diese zwei Schnäpse sind die Woidler besonders stolz: hochprozentig und aus den Wurzeln der Gewürz- und Heilpflanzen Bärwurz oder Alpen-Mutterwurz gebrannt.

Zusammen mit Weißwurstbotschafter Bertl Fritz (l) probiert Ramon Babazadeh im "Schnapsladen" in Bodenmais den traditionellen Bärwurz.