Die Fassade des Hauptlagerhauses
Die Gutehoffnungshütte in Oberhausen war einst ein mächtiger Stahlkonzern, Symbol und Flaggschiff der deutschen Montanindustrie. Nach ihrem Untergang wurde ein Großteil der Anlagen abgerissen. Geblieben ist das zentrale Lagerhaus, vom Architekten Peter Behrens in den 20er-Jahren errichtet.
Erbe der Industriekultur
Peter Behrens hielt das Hauptlagerhaus für sein bestes Gebäude, "an dem es mir gelungen ist, meine Kunstanschauungen am klarsten zu verwirklichen". Sein Entwurf rückte das Warendepot ins Zentrum. In geschickter Staffelung konzentriert sich das gesamte Ensemble auf das Haupthaus – ruhig, sachlich und trotz seiner Größe ohne Pathos des Monumentalen. Die Direktorenzimmer waren im flachen Flügelbau untergebracht. Lichtdurchflutete Räume zollten der Arbeit Respekt.
Sammlung von über 100.000 Ausstellungsstücken
Seit 1989 steht das Magazin unter Denkmalschutz. Backsteine verkleiden die Beton- und Stahlkonstruktion. Jahrzehntelang haben sie der Luftverschmutzung getrotzt. Der einstige Warenumschlagsplatz dient heute als Depot für die Sammlung des LVR-Industriemuseums. Über 100.000 Exponate aus der Textil-, Metall-, Papier- und Elektrofabrikation sind hier untergebracht, Relikte der Schwerindustrie aus stillgelegten Hütten und Zechen, ein unschätzbares Erbe der Industriekultur an Rhein und Ruhr. Die neuen Nutzer haben die von Peter Behrens gestalteten Räume kaum verändert. Jede Etage des 1925/26 in Betrieb genommenen Zentrallagers ist dokumentiert.
Das Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte gehört heute zu Oberhausens Neuer Mitte – kein schlechter Platz für eines der herausragenden Industriedenkmäler aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Autorin: Martina Müller