Sie gehört zu den wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart: die 1948 geborene Isa Genzken. Seit mehr als 30 Jahren schafft sie mit ihren skulpturalen und bildhauerischen Arbeiten ein vielseitiges Oeuvre. Bereits dreimal hat sie an der documenta teilgenommen. 2007 gestaltete sie den deutschen Pavillon der Biennale in Venedig. Ihre Installation "Kinder filmen" aus allerlei komplex arrangiertem Fundmaterial entstand 2005.
Alice im Schreckensland
Es ist ein seltsames Szenario, mit dem uns die Künstlerin konfrontiert. Wir scheinen uns an einem Filmset zu befinden. Zwei Spielzeugfiguren, ein Hund und eine Ente, sind offenbar die Chefs am Drehort. Der Regisseur ist besudelt und beschmiert, trägt Weste und Mütze aus einem Lack-und-Leder-Shop. Sein Assistent hat einen Aufsatz von Kant vor sich liegen. Sehen kann er allerdings nichts. Im Zentrum des Geschehens: zwei Puppen, halb hingefläzt, halb hingeworfen. Auch sie verdreckt und beschmutzt. Und doch sind es perfekte Kindermodelle, die bei aller Beschädigung immer noch lachen. Tarnmuster erinnern an Krieg, Glitzerfolie an die Disco. Eine der beiden Puppen trägt viel zu große Schuhe - ein Kind, ausgesetzt in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. Über dem Ganzen hängt eine Art Mobile voll poppig bunter Verwesung.
Ihren Betrachtern gibt Isa Genzken nicht viel an die Hand. Sie verrät uns den Titel und überlässt uns dann unseren Assoziationen. Wir sehen Kinder, die agieren sollen wie Erwachsene, wie Schauspieler. Und fühlen uns wie Alice im Schreckensland. Hineingeraten in eine Welt, in der alle Unschuld und Reinheit verloren ist. Eine Welt voll Werbung und Konsum, voll Gewalt und Zerstörung.
Autorin: Lydia von Freyberg