Anders als Google, Microsoft, Meta oder Amazon hatte Apple bislang keine eigene KI am Start. Das ändert sich jetzt: Unter dem Begriff "Apple Intelligence" fasst der Apple-Konzern einen ganzen Strauß unterschiedlicher KI-Funktionen zusammen, die Apple-Chef Tim Cook gestern im kalifornischen Hauptquartier auf der Entwicklerkonferenz WWDC24 vorgestellt hat – und Apple-Nutzern künftig zur Verfügung stehen soll.
Der gewählte Name ist ein strategischer Schachzug, denn er lässt sich "AI" abkürzen, die englischsprachige Abkürzung für KI ganz generell. Das wirkt sprachlich fast so, als wollte das Unternehmen den Begriff kapern. Künftig wird man in der englischsprachigen Welt nicht immer direkt wissen, ob mit "AI" KI ganz allgemein oder die von Apple gemeint ist.
KI soll in alle Geräte kommen
Apples eigene KI soll in allen künftigen Apple-Betriebssystemen stecken, ob MacOS für Macs (die neue Version wurde "Sequoia" getauft), iOS 18 für iPhone oder iPadOS 18 für iPad. Selbst auf der Smartwatch des Apfel-Konzerns werden einige KI-Funktionen zur Verfügung stehen.
Vor allem der Sprachassistent "Siri" wird aufgemotzt: In den letzten 13 Jahren seit seiner Erfindung haben sich Siris Fähigkeiten nicht wesentlich weiterentwickelt. Wer sich nicht an die strikten Befehle des Assistenten hält, wird nicht verstanden. Das ist in Zeiten von ChatGPT – einem Chatbot, der fast alles versteht – natürlich nicht mehr zeitgemäß.
Siri lernt echtes Verstehen – und versteht Kontext
Das neue Siri soll natürliche Sprache verstehen – und auch den Kontext. Wer zum Beispiel fragt: "Wann kommt meine Frau an", versteht Siri die Anfrage ganz genau. Siri weiß, wie die Mitglieder der Familie oder Freunde heißen, kennt – etwa durch Einträge im Kalender oder Nachrichten und Mails – die Umstände und schaut dann nach, ob die Maschine pünktlich ist.
Siri wird so zu einem Assistenten. Das ist nur möglich, weil die erforderlichen Informationen direkt oder indirekt in den Geräten stecken. Auf solche Informationen können Chatbots wie ChatGPT oder Gemini nur zugreifen, wenn man sie ihnen ausdrücklich zur Verfügung stellt.
Apps steuern und bedienen
Auch die Apps lassen sich per Sprache steuern: "Suche alle Fotos meiner Tocher". Und dann: "Die aus Florenz und mit dem roten T-Shirt". Per KI lassen sich Prozesse anstoßen, Apps starten, Funktionen nutzen – ohne Tippen, Klicken oder Wischen. Alle App-Entwickler können diese Funktionen in ihre Apps integrieren. Es wäre also auch denkbar, eine Reisebuchungs-App zu sagen: "Ich benötige ein Zimmer mit Meerblick auf Mallorca über Pfingsten".
Es ist gar nicht so einfach, aus dem Stand einen Chatbot und eine generative KI wie ChatGPT oder Gemini (Google) zu entwickeln. Deshalb hat sich Apple entschlossen, mit OpenAI zu kooperieren: Im Sprachassistenten Siri steckt künftig auch ChatGPT. Kostenlos.
KI läuft größtenteils im eigenen Gerät
Eine Besonderheit ist, dass viele KI-Funktionen direkt in den Geräten laufen sollen. Das bringt eine Menge Vorteile: Es braucht kein Internet, es wird keine Bandbreite verbraucht, wenn man unterwegs KI-Dienste benötigt, es spart jede Menge Energie – und die Antworten kommen viel schneller.
Apples KI soll zum Beispiel Zusammenfassungen von Texten erstellen können, zum Beispiel eine lange E-Mail oder Nachricht. Wer mag, kann die KI sogar antworten lassen. Auch ist es möglich, einen geschriebenen Text umformulieren zu lassen, etwa von förmlich in persönlich (oder umgekehrt) oder kürzer zu fassen.
Es lassen sich aber auch – in gewissem Rahmen – Bilder mit der KI erzeugen, etwa individuelle Emojis. Auch ist es möglich, mit einem Fingerschnipp störende Objekte aus einem Foto zu retuschieren. Eine Funktion, die Google in seinen "Pixel"-Smartphones schon länger anbietet. KI ist das neue Killer-Feature für alle Hersteller.
Kritik wegen fehlender Privatsphäre
Ein Aspekt ist noch wichtig: Apple garantiert beim KI-Einsatz komplette Privatsphäre. Viele Aufgaben kann die KI direkt in den Geräten erledigen, verlassen das Gerät also nicht. Was nicht direkt im Gerät möglich ist, wird an Apple-eigene Server übertragen, die keine persönlichen Daten empfangen. Das passt zur Strategie des Konzerns, die Daten der Nutzer zu schützen.
Verwendete Quellen:
- Apple Keynote WWDC24